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Archiv-Artikel

Geschichten, von denen wir erzählen wollen

BEKENNTNIS Journalismus bewegt – manchmal das Große. Am besten aber das, was andere Menschen handeln lässt. Insofern sind Panter Preise vor allem das: Sensationen des Alltags – und Ermutigungen

VON ANDREAS RÜTTENAUER

Der Panter Preis erzählt Geschichten. In diesem Jahr geht es etwa um das Leben auf der Straße in Deutschland. Auch wird erzählt, dass es in Deutschland eine echte Willkommenskultur für Flüchtlinge geben kann. Es geht um Fracking, um den Kampf gegen die Überwachung im Netz oder um das Gute in der Fankurve beim Fußball.

Es sind die typischen taz-Geschichten, die der Panter Preis erzählt. Er erzählt sie indes aus einer anderen Perspektive – aus der Perspektive der Mutmacher. Sie machen auch uns Nachrichtenmachern Mut. Sie bestätigen uns in unserer Arbeit. Wir wissen, dass es gewiss nicht die schönsten und bestimmt nicht die gefälligsten Geschichten sind, die in der taz und auf taz.de zu Themen wie „Festung Europa“ oder „Nazis auf den Rängen“ stehen. Wir wollen es nicht anders. Es soll wehtun, wenn Journalisten schreiben. Nur dann kann Journalismus eine Macht sein.

Sicher, es gibt die Umwälzungen, die durch die Berichterstattung der Medien ausgelöst werden. Es gibt aber auch die kleinen, nicht weniger wichtigen Bewegungen, die entstehen, wenn Journalisten ihre Arbeit getan haben. Diese Arbeit kann Engagement auslösen. Am Ende einer solchen Arbeit muss nicht unbedingt der Rücktritt eines Bundespräsidenten stehen oder ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss eingerichtet werden. Es ist vielleicht ebenso folgenreich, wenn die Berichterstattung dazu führt, dass Menschen zu handeln beginnen. Und am Ende sind es dann deren Geschichten, von denen der Panter Preis erzählt. Wär doch schön.

Andreas Rüttenauer, seit 2014 taz-Chefredakteur, ist Mitglied der diesjährigen taz Panter Preis Jury