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Archiv-Artikel

Proper in die Panne

Die Skandalnudel unter den Banken hat mal wieder eine Affäre. WestLB hat angeblich 100 Millionen Euro verzockt

Der Duden definiert ein so genanntes „Propergeschäft“ als „Handel auf eigene Rechnung und Gefahr“. Im Fall der Düsseldorfer WestLB führten die Propergeschäfte ganz proper zu peinlichen Pannen. Laut Medienberichten soll die frühere NRW-Staatsbank bei solchen Geschäften mit Stamm- und Vorzugsaktien des VW-Konzerns VW verunglückt sein. 100 Millionen Euro haben WestLB-Mitarbeiter angeblich verspekuliert.

In Düsseldorf geben sich die Banker zugeknöpft. Zwei Mitarbeiter hat die WestLB wegen Regelverstößen im Aktienhandel entlassen. Die Bank habe konsequent und prompt reagiert, sagte Vorstandsmitglied Werner Taiber über die „personellen Maßnahmen“. Doch was in der vergangenen Woche als teure Peinlichkeit zweier Mitarbeiter begann, könnte nun auch dem WestLB-Vorstand um Bankchef Thomas R. Fischer gefährlich werden. Die Financial Times Deutschland berichtete gestern, eine Führungskraft habe den West-LB-Vorstand schon am 16. Januar vor risikoreichen Geschäften im eigenen Haus gewarnt. Doch die Alarmmeldung habe nicht gefruchtet.

Warum hat das Risikomanagement der Bank versagt? Hatten die beiden Verdächtigen Unterstützung aus dem eigenen Haus? Diese und ähnliche Fragen dürften auch den Aufsichtsrat der Geschäftsbank beschäftigen, an der auch das Land NRW noch immer beteiligt ist. CDU-Landesfinanzminister Helmut Linssen sitzt für die schwarz-gelbe Landesregierung in dem Kontrollgremium. Den 38-prozentigen Landesanteil an dem Geldinstitut will NRW verkaufen – aber wohl erst mittelfristig.

Dabei bereitete die bereits seit 2002 teilentstaatlichte Aktiengesellschaft den Regierenden am Rhein seit Jahren wenig Freude. Erst im März musste Linssen verkünden, dass das Land bei der ersten Gewinnausschüttung der WestLB seit fünf Jahren leer ausgehen wird.

Bis Ende der 90er Jahre – unter der Regentschaft des mittlerweile toten Bankbosses und roten Revierpaten Friedel Neuber – galt die Bank als kapitalisierte Absicherung der SPD-Herrschaft. Zahlreiche Fauxpas und Peinlichkeiten verbinden sich mit dem Namen WestLB: Von der Flugaffäre um Ex-Landesvater Johannes Rau bis zur beinahe ruinösen Boxclever-Affäre um Fehlinvestitionen bei dem britischen TV-Geräteverleiher. So gesehen bleibt die WestLB ihrer Geschichte mit dem aktuellen Skandal treu. MARTIN TEIGELER