DIE GESELLSCHAFTSKRITIK: Weiter. Weiter

WAS SAGT UNS DAS? Ein Hamsterrad für Menschen soll im Büro die Kreativität und die Effizienz fördern. Das macht angeblich Arbeitgeber und -nehmer glücklich

Sie sind jung, motiviert und haben trotzdem das Gefühl, nicht produktiv genug zu sein? Sie möchten mehr Leistung, mehr Effizienz bei der Arbeit? Dann hat das Do-it-yourself-Portal instructables.com genau das Richtige für Sie. Der Stehschreibtisch mit Hamsterrad zum Selberbauen.

Anstatt müde im Bürostuhl zu hängen, hüpft man beschwingt in das Laufrad. Es lässt sich bequem an den Stehschreibtisch integrieren. Wer den ganzen Tag im Büro verbringt, kann so fit und beweglich bleiben. Und Bewegung fördert ja Gesundheit und Konzentration. „Setze dein ungenutzte Potenzial frei, indem du endlos in Richtung einer brillanten Zukunft der fokussierten Arbeit marschierst“, versprechen die Bastler Robb Godshaw und Will Doenlen, von denen die Idee stammt.

Klingt nach Win-win-Situation. Der Arbeiter bekommt Auslauf, ohne seinen Platz verlassen zu müssen. Er ist glücklich und produktiv. Das bedeutet weniger krankheitsbedingte Ausfälle, mehr Leistung und mehr Gewinn – das freut den Arbeitgeber.

Auch bei den Materialien ist man effizient. Nur vier Spanplatten, vier Skate-Rollen, zwei Metallrohre, 240 Holzschrauben und ein halber Liter Leim sowie eine „positive Einstellung“ seien nötig, um sich diesen ganz persönlichen Alptraum zu bauen. Der lässt sich am besten im nächsten Teambuilding-Workshop zusammenbasteln.

Und wer möchte nicht jeden Morgen in diese Mischung aus fehlgeleitetem Enthusiasmus und absurder Dystrophie hineinklettern, sich stundenlang abmühen, um dann abends erschöpft in den Sessel zu fallen? Aber vielleicht ist das Hamsterrad für das Büro ja auch eine clevere Kritik an der Leistungsgesellschaft oder nur ein weiteres gut geöltes Rädchen in der Maschine. ANDREAS SCHMALTZ