: Freudentag für freies Studium
An der Fachhochschule Düsseldorf lehnt der Senat Studiengebühren erneut ab. Die FH-Leitung kündigt „enorme Einsparungen“ an. Studierende werfen dem Rektorat vor, Druck auszuüben
VON DIRK ECKERT
Die FH Düsseldorf bleibt der Fels in der Brandung: Als einzige Fachhochschule in Nordrhein-Westfalen weigert sich die Landeshauptstadt-FH, Studiengebühren einzuführen. Am Dienstag Abend lehnte der Senat einen entsprechenden Antrag ab. Elf Senatsmitglieder stimmten in geheimer Abstimmung dagegen, sieben dafür.
Bei den Gebührengegnern ist die Freude groß. In Nordrhein-Westfalen sind es außer der FH Düsseldorf nur die Fernuni Hagen, die Kunstakademie Düsseldorf und die Kunsthochschule für Medien in Köln, die keine Studiengebühren erheben. „Damit sind wir Vorreiter für andere Hochschulen“, sagte AStA-Vorsitzende Claudia Wozniak der taz.
Für Rektor Hans-Joachim Krause ist die Abstimmung eine wiederholte Niederlage. Erst im März hatte der Senat seinen Gebührenplänen eine Absage erteilt. „Das war eine demokratische Mehrheitsfindung“, kommentierte FH-Sprecherin Simone Fischer die jüngste Abstimmungsniederlage. „Jetzt muss man versuchen, das beste daraus zu machen.“
Die Fachhochschule müsse sich auf „enorme Einsparungen“ gefasst machen, kündigte Fischer an. Zum Beispiel könnten keine zusätzlichen Lehrbeauftragten zur Verbesserung der Qualität der Lehre eingestellt werden. Sinke die Qualität der Fachhochschule, würden sich auch die Chancen der Absolventen auf dem Arbeitsmarkt verschlechtern, warnte Fischer. Langfristig sei ohne Einnahmen aus Studiengebühren die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschule in Gefahr.
Ob Einsparungen wirklich nötig sind, ist hochschulintern allerdings umstritten. Der AStA wirft dem Rektorat vor, künstlich Druck aufzubauen, um Studiengebühren doch noch durchzusetzen. So habe das Rektorat das Budget aller Fachbereiche um 20 Prozent gekürzt, um das Geld für die Qualität der Lehre zu verwenden. „Das war für den Fall, dass keine Studienbeiträge eingeführt werden“, rechtfertigte Sprecherin Fischer die Kürzungen.
In Düsseldorf warten jetzt alle gespannt darauf, wie sich die Entscheidung gegen Gebühren auf die Bewerberzahlen auswirkt. Die Fernuni Hagen zum Beispiel, die ebenfalls keine Gebühren erhebt, hat in diesem Sommer 67 Prozent mehr Studienanfänger als im Jahr zuvor. Doch Sprecherin Fischer winkt ab: „Wir rechnen nicht mit einem enormen Ansturm“, sagte sie. „Unsere Studierenden kommen zu 80 Prozent aus der Region.“
Die Gebührengegner an der FH sehen einem möglichem Ansturm auf die Fachhochschule gelassen entgegen. „Daran ist ja erst mal nichts Schlimmes“, sagte AStA-Vorsitzende Wozniak. Außerdem gebe es ja den Numerus Clausus (NC), der die Zahl der Studienanfänger begrenzt. „Wir hoffen, dass der NC jetzt nicht in die Höhe schießt und Bewerber mit schlechteren Abi-Noten keine Chancen mehr haben.“
Zu den Akten gelegt ist das Thema Studiengebühren für die Gebührengegner noch nicht. „Es wird immer wieder Versuche seitens des Rektorats geben, das Thema wieder auf den Tisch zu bringen“, ist sich Wozniak sicher. Tatsächlich schielt die FH-Leitung bereits auf das Frühjahr 2008: Dann wird der Senat neu gewählt. Das Thema Studiengebühren könnte für einen richtig heißen Wahlkampf sorgen.
Das NRW-Wissenschaftsministerium hielt sich gestern mit Kommentaren zurück. „Wir haben den Hochschulen freigestellt, ob sie Beiträge einführen wollen“, sagte ein Sprecher von Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP).