carl-eduard von bismark, cdu-abgeordneter : Fürst von Schlendrian
CARL-EDUARD BISMARCK, 46, ist in dritter Ehe mit einer Amerikanerin verheiratet. Mit ihr hat er einen Sohn. FOTO: DPA
Einmal in fetten Lettern ganz oben in der Bild – davon träumt sicher mancher, der sich auf dem schlüpfrigen Boulevard tummelt. Ob Carl-Eduard von Bismarck über die Schlagzeilen dieser Woche gejubelt hat, darf bezweifelt werden: Dort, im Nachgang zu einem Bericht in den Lübecker Nachrichten, wurde der Ururenkel des „eisernen Kanzlers“ als „Deutschlands faulster Abgeordneter“ bezeichnet.
Kompliment an die Blitzmerker von der Bild: Dass Calle von Bismarck praktisch alles für wichtiger hält als schnöde Parteiarbeit, schrieb die taz nord schon 2005. Damals, im Bundestagswahlkampf, meldete der Graf sich kurzerhand krank, statt in Fußgängerzonen Stimmen zu jagen. Den Einzug in den Bundestag schaffte er dennoch – als Nachrücker für Peter Harry Carstensen. Zuvor war von Bismarck stellvertretender Vorsitzender des CDU-Kreisverbandes Herzogtum-Lauenburg. Der CDU gehört er seit 1995 an.
Im Hauptberuf ist der Blaublüter bei der familieneigenen „Fürstlich von Bismarckschen Verwaltung“ tätig, 2003 gründete er einen eigenen Unternehmensverband. Ansonsten machte er Schlagzeilen in der Fachpresse: Bunte oder Frau im Spiegel berichteten immer gern über die Aktivitäten des Fürsten, etwa seine Hochzeiten und Trennungen.
2005 verteidigten Parteifreunde, darunter der Kreisvorsitzende und heutige Staatssekretär Klaus Schlie, die Eskapaden des Grafen noch. Heute scheint auch in der CDU der Geduldsfaden gerissen zu sein. Als von Bismarck am Wochenende bei einem Parteitag in Mölln durch Abwesenheit glänzte, murrte die Basis, und Schlie wurde deutlich: „Carl-Eduard von Bismarck nimmt seit eineinhalb Jahren eigentlich nicht mehr an der Arbeit der Kreis-CDU teil, es gibt darüber deutlichen Unmut.“ Auch im Bundestag lässt sich der Abgeordnete eher selten blicken, bei wichtigen Abstimmungen fehlte er.
Die Junge Union des Kreisverbandes forderte den Adeligen zum Rücktritt auf: „Herr von Bismarck nimmt seine Aufgaben in renitenter Weise nicht wahr. Nun ist das Maß voll.“ESTHER GEISSLINGER