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Archiv-Artikel

HENRIK MOURITSEN, AUSGEZEICHNETER ZUGVOGELFORSCHER Entdecker des Magnetauges

Von DKU
Henrik Mouritsen

■ 39, stammt aus Dänemark, arbeitet als Biologie-Professor an der Uni Oldenburg.  Foto: Hertie-Stiftung/Norbert Miguletz

Es ist 28 Jahre her, dass Henrik Mouritsen seinem Grundschullehrer die Frage seine Lebens stellte: Wie finden die Zugvögel eigentlich ihren Weg?

Der Lehrer unterrichtete den heute 39-jährigen Biologie-Professor der Uni Oldenburg zwar in sieben naturwissenschaftlichen Fächern – doch die Antwort darauf kannte er nicht. Also machte Mouritsen sich selbst auf die Suche. Eine vollständige, alles erklärende Antwort hat er jedoch noch nicht gefunden – aber wichtige Bruchteile. Dafür hat der gebürtige Däne in dieser Woche den „Eric Kandel Young Neuroscientists Prize“ der Hertie Stiftung bekommen – samt 75.000 Euro Preisgeld.

Es ist den Forschern schon relativ lange klar, dass die Vögel Karten- und Kompassinformationen verarbeiten. Seit 50 Jahren steht die These im Raum, dass die Tiere einen Magnetsinn haben, um sich zu orientieren. Aber: „Man kannte die Sinnesorgane und die Verarbeitungswege im Gehirn überhaupt nicht“, sagt Mouritsen. Das sei so, als ob man von Menschen nur wüsste, dass sie Laute hören, aber nicht, dass sie Ohren dafür nutzen.

Er hat mit seinen Mitarbeitern die Kompass-Sensoren und die für sie zuständigen Gehirnteile identifiziert: Einen Magnetsensor haben sie im Schnabel der Vögel gefunden, Teile des Augensystems der Vögel nehmen die Kompass-Richtung des Magnetfelds wahr. Vermutlich ist dafür ein Molekül verantwortlich.

Mouritsen will in Zukunft „endgültig klären, ob dieses Molekül tatsächlich der Magnetsensor im Auge ist“. Das Ergebnis daran interessiert dann nicht nur Zugvogel-Experten: Wenn dieses Molekül wirklich für den Magnetsinn zuständig sei, sagt Mouritsen, dann arbeitet es wahrscheinlich mit einem quantenchemischen Mechanismus. „Das würde bedeuten, dass Vögel einen Quantencomputer im Auge haben“, sagt der Biologe.Die gelten als mögliche Computer der Zukunft, die schneller und mehr Informationen verarbeiten können – sie gibt es aber bisher fast nur in der Theorie.

Selbst wenn Mouritsen irgendwann erklären kann, wie sich Vögel orientieren, ist die Frage seines Lebens nicht beantwortet. Denn wie Vögel sich den Weg merken, ist unklar. „Da ist unser Wissen noch sehr an der Oberfläche“, sagt er. DKU