: Im Zeichen der Atomkraft
VOLLEYBALL Hamburgs Weltklasse-Spielerin Margareta Kozuch verliert mit dem Nationalteam gegen Japan
Es war nicht der Tag der Margareta Kozuch. Im Ländervergleich gegen Japan gelang der 25-jährigen Hamburgerin fast nichts – magere zwei Punkte gewann die Spielkapitänin für ihr Team. So verloren die deutschen Volleyball-Frauen zum Abschluss ihrer Testspiel-Serie am Samstag in Bremen gegen Japan deutlich mit 0:3 Sätzen (22:25, 23:25, 22:25). In den beiden vorangegangenen Partien hatten Japan und Deutschland je einen knappen 3:2-Erfolg verbuchen können.
Bundestrainer Giovanni Guidetti hatte im dritten Testspiel auf Spielführerin Christiane Fürst und Corina Ssuschke verzichtet. Ohne diese Stammkräfte konnte das Team um Kozuch seine körperliche Überlegenheit nicht ausspielen und hatte diesmal gegen den WM-Dritten am Ende keine Chance. Neben der pausierenden Mittelblockerin Christiane Fürst ist „Maggi“ Kozuch die unbestrittene Führungsspielerin im deutschen Team, „deren Einstellung und Mannschaftsgeist immer vorbildlich ist“, wie Guidetti lobt.
Aus einer Familie mit polnischen Wurzeln hat sich die jüngere der zwei Kozuch-Schwestern aus der Plattenbau-Siedlung Hamburg-Steilshoop in die prall gefüllten Volleyball-Hallen Europas gebaggert. Verglichen mit diesem raketenhaften Aufstieg ist die Karriere von Mesut Özil nur ein kleiner Feuerwerkskörper – wenn auch in finanziell größerer Dimension.
Mit dem Länderspiel zur 150-jährigen deutsch-japanischen diplomatischen Freundschaft, ist erstmals seit der AKW-Katastrophe in Fukushima eine japanische Auswahlmannschaft im Einsatz. „Kokoro Wa Hitotsu“ steht auf der Ausrüstung – „Wir sind mit den Gedanken bei euch im Norden und wir sind EINS“. Mit den Erlösen einer Trikottombola unterstützt der Deutsche Volleyball-Verband mehrere Projekte in der Katastrophenregion.
Während der deutsche Verband sich auf die Seite der Opfer der Atomtechnologie schlägt, tritt Margareta Kozuch in der kommenden Saison für „Atom Trefl Sopol“ ans Netz. Der polnische Energiekonzern ist Sponsor mehrerer Erstliga-Clubs in verschiedenen Sportarten und plant im Auftrag der polnischen Regierung bis 2020 zwei neue Atomreaktoren zu errichten.
Wird Deutschlands Vorzeige-Volleyballerin zur Katharina Witt der Atom-Industrie? „Sopol hat Kontakt zu mir aufgenommen und in Polen Volleyball spielen ist wie nach Hause kommen. Dort sind die Arenen mit zehntausend Menschen gerammelt voll und das ganze Volk liebt diesen Sport“, gesteht Kozuch bewegt. Volleyball sei eben ihr Beruf, beendet sie ihre persönliche Atom-Debatte.
Da wird es Zeit, dass Hersteller von Bio-Produkten den Profi-Sport für Werbeaktivitäten entdecken. OLIVER CAMP