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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWIE ES UM DIE RECHTSEXTREME SZENE IM HARZ BESTELLT IST Ein fruchtbarer Schoß

An der Botschaft sollte kein Zweifel aufkommen. Als am Freitag Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde in Osterode die Moschee am alten Bahnhof besuchen wollten, fanden sie vor dem Eingang einen Schweinekopf, in dessen Schnauze ein Hakenkreuz eingeritzt war. Umgesetzt worden war die – wohl bewusst zum Hauptgebetstag geplante – Aktion vermutlich in der Nacht zuvor. „Die Tat ist ein schwere Beleidigung jedes gläubigen Muslimen“, sagte Uwe Falkenhain, Sprecher der Polizeiinspektion Northeim/Osterode.

Seit Freitag versucht die Polizei die Herkunft des anstößigen Objekts festzustellen. In der niedersächsischen Kreisstadt gibt es laut Falkenhain „keine nennenswerte rechte Szene“, beschönigen aber will der Polizeisprecher auch nichts: In der Region, vor allem in Bad Lauterberg und Herzberg, gebe es aktive Rechtsextremisten. „Eine alteingesessene Struktur“, sagt David Janzen von der Braunschweiger Arbeitsstelle Rechtsextremismus und Gewalt (Arug).

Dieses Milieu scheint bis heute das bestehende Netzwerk von NPD- und Kameradschafts-Anhängern mitzutragen. In Bad Lauterberg sitzt Michael Hahn für die NPD im Stadtrat, bei den Landtagswahlen 2008 errang er als Direktkandidat 5,9 Prozent der Stimmen. In seinem aktuellen Jahresbericht nennt der niedersächsische Verfassungsschutz die Harzregion einen von 13 Szeneschwerpunkten im Land.

Die Kameraden und Co. haben aber auch Rückschläge hinnehmen müssen: „Drei wichtige Kader sind verstorben, vier weitere weggezogen“, sagt Fritz Vokuhl, Ratsherr der Grünen in Bad Lauterberg. Der dortige Szene-Tattoo-Laden „Zettel am Zeh“ ist dicht. Nichtsdestotrotz, berichtet Hans-Jürgen Hausemann, Abgeordneter der Linksfraktion im Kreistag Osterode, suchten sich Rechte weiterhin in den Vereinen zu etablieren und sprächen gezielt Jugendliche an. Auch hätten sich erste Kader wieder in Herzberg niedergelassen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland