: Günstiger Solarstrom vom hauseigenen Dach
ENERGIEEFFIZIENZ Weil selbst erzeugter Strom deutlich billiger ist, gibt es inzwischen Qualifizierungskurse für „Eigenstrommanager“
Die Welt der Photovoltaik ist heute eine andere als noch vor wenigen Jahren. Bis 2011 war es üblich, den erzeugten Solarstrom komplett ins Netz einzuspeisen. Ab 2012 änderte sich das: Die Anlagenpreise wie auch die Einspeisevergütungen fielen so stark, dass es nun günstiger wurde, den Strom vom Dach selbst zu nutzen.
Der Preisvorteil liegt inzwischen auf der Hand: Strom aus dem Netz kostet Haushalte rund 26 Cent je Kilowattstunde, vom Dach lässt er sich bereits für die Hälfte ernten. Gewerbebetriebe kalkulieren ähnlich: Sie können ihren Strom zwar oft günstiger einkaufen als Privatiers, aber der Solarstrom von großen Dachanlagen ist noch billiger. Eine Kilowattstunde Sonnenstrom koste Unternehmen nur noch zwischen acht und zwölf Cent, rechnet zum Beispiel die Firma Berolina Solar vor, die schon einige Dächer von Firmen im Berliner Umland mit Solarmodulen belegt hat.
Im nächsten Schritt muss dann ein gutes Energiemanagement her: Nur wenn man den Stromverbrauch bestmöglich verlagert – in die Sonnenstunden hinein –, nutzt man den Eigenstrom optimal. Im Privathaus reicht oft ein Blick zum Himmel. Ist er blau, startet man zum Beispiel die Waschmaschine – was bekanntlich ohnehin sinnvoll ist, weil die Wäsche bei Sonnenschein auch besser trocknet.
Aber auch Firmen nutzen oft Prozesse, deren Stromverbrauch zeitlich variabel ist; hier bindet man die Eigenerzeugung idealerweise in ein bestehendes Energiemanagementsystem ein.
Aber nicht nur für Nutzer bringt das Thema Eigenverbrauch Änderungen mit sich, sondern auch für Anlageplaner. Während früher unstrittig war, dass die Anlage wirtschaftlicher wird, je größer sie ist, gilt das heute nicht mehr unbedingt. Denn eingespeister Strom ist deutlich weniger attraktiv als selbst genutzter. Also peilt man heute vor allem eine hohe Quote des Eigenverbrauchs an – wodurch die Anlagen mitunter kleiner dimensioniert werden.
Darauf hat auch die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie (DGS) bereits reagiert und bietet inzwischen die Qualifizierung zum „DGS Eigenstrommanager“ an. In den Kursen geht es zum Beispiel um Auslegung und Wirtschaftlichkeit von Eigenverbrauchsanlagen. Auch Mess-, Regel- und Speichertechnologien werden behandelt – sowie formale Fragen, wenn Solarstrom vom eigenen Dach zum Beispiel an Mieter im Haus verkauft werden soll. Denn schließlich sollen auch Bewohner einer Etagenwohnung künftig davon profitieren, dass sie Strom bekommen, der in unmittelbarer Nähe günstig erzeugt wurde.BERNWARD JANZING