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Archiv-Artikel

Mehr als nur Marken-Design

AUSSTELLUNG Die Kunstsammlungen Böttcherstraße geben mit „Wohin die Reise geht...“ Einblick in das künstlerische Schaffen der Familie Haase

Judith Haases Fotografien sind geometrisch durchkomponierte Licht-Bilder

Ihr Name ist Haase. Und sie sind, in der Tat, so eine Art Künstlerfamilie. In Bremen kennt man sie natürlich vor allem als Haase & Knels, Atelier für Gestaltung, als vielfach einschlägig preisgekrönte DesignerInnen von Postwertzeichen, Plakaten oder Verpackungen. Aber darum geht es hier, in der Ausstellung „Wohin die Reise geht...“ in den Kunstsammlungen Böttcherstraße so gar nicht, noch nicht mal am Rande.

Es geht um das, was Fritz und Sibylle Haase künstlerisch sonst so machen, sie und ihre beiden Kinder Esther und Judith, Ende der Sechziger in Bremen geboren, als die Eltern beide so um die 30 waren. Beide Kinder fotografieren, wie ihr Vater, der lange Jahre Professor für Kommunikation und Fotografie an der Bremer Hochschule für Künste war. Doch während die eine, Esther, eine ausgebildete Tänzerin, internationale Modefotografin mit Sitz in Hamburg geworden ist, studierte die andere, Judith, zunächst Architektur und betreibt heute in Berlin und Paris „Ateliers für Architektur und Szenographie“.

Entsprechend unterschiedlich ist ihre Bildsprache: Judith Haases Fotografien sind von Sachlichkeit und Formenstrenge geprägt, sind geometrisch durchkomponierte Licht-Bilder, in denen es meist um Architektur geht. Esther hingegen hat für das von Renaissance und Barock geprägte Roselius-Haus mit großem Aufwand eine Serie von üppig inszenierten Frauenporträts in historischen Rahmen geschaffen, die mit der Umgebung trotz des Kontrastes gar liebevoll harmonieren.

Und mit allen Finessen der Digitaltechnik arbeiten. Der Vater hingegen, ganz die alte Schule, käme nie auf die Idee, etwas zu montieren, was er so nicht vorgefunden hat, vorfinden konnte. Er hat gewartet, zum Beispiel um dem Vesuv herum, dem er viele kunstgeschichtlich inspirierte, oft Schwarz/Weiß gehaltene Fotografien widmete. Er kam immer wieder, bis der entscheidende Moment schließlich da war.

Bleibt die Frage, wie Sibylle Haase da hineinpasst. Streng genommen gar nicht: Sie malt ja! Aquarelle, die über das hinausragen, was in diesem mitunter verschrienen Genre sonst oft entsteht. Oder, noch besser: mit Tusche. Jeweils mit feinem Strich, nicht frei von gewisser Ironie. Doch es geht in dieser, frei von jedem Anlass entstanden Ausstellung, ja um die Familie, ihre Reisen zwischen Kuba und Kykladen, Delhi und Delphi. Reisen verbindet. Jan Zier

Vernissage: Sonntag 11.30 Uhr. Die Ausstellung läuft bis 2. Oktober