CONTRA: Schwarz-grüner Gymnasienschutz
Die Tage der Berliner Hauptschule scheinen gezählt. Die CDU, einst vehemente Verfechterin dieser Resteschule, tritt nun für ihre Abschaffung ein. Sie weiß sich damit auf einer Linie mit den Grünen und Teilen der SPD, die in der rot-roten Koalition nur zähneknirschend Modellprojekten für die von der Linkspartei favorisierte Gemeinschaftsschule zustimmte. Mit der Abschaffung der Hauptschule würde das Berliner Bildungssystem zwar besser – aber noch lange nicht gut.
Denn die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule hat vor allem ein Ziel: Sie soll die Privilegien der Gymnasien retten. Das konservative und ein Teil des grünen Milieus möchte seinen Sprösslingen eben nicht zumuten, bis zur 10. Klasse – also bis zum Mittleren Schulabschluss – mit Arbeiter- und Ausländerkindern die Schulbank zu teilen. Eine konsequente Umsetzung der Gemeinschaftsschule würde dies nämlich bedeuten – und allen Kindern gleiche Chancen bieten. Nach dem Abschluss der zehnten Klasse könnten die SchülerInnen dann, je nach Leistung, wählen, ob sie eine Lehre oder Abitur machen.
Nach dem CDU-Modell hingegen wird frühzeitig selektiert: Die einen kommen in die Stadtteilschule, die anderen ins Gymnasium. Wer es aufs Gymnasium schafft – und das werden wie bisher die Kinder der besserverdienenden und/oder bildungsnahen Schichten sein – hat von vornherein bessere Chancen: auf einen Studienplatz, auf einen gut bezahlten Job.
Was progressiv aussieht, ist also im Grunde reaktionär – der einzige Unterschied ist: Statt einer Dreiklassengesellschaft gibt es künftig an den Schulen eine Zweiklassengesellschaft. Aber oben bleibt oben, und unten bleibt unten. Mit Ausnahmen, die wie bislang die Regel bestätigen. RICHARD ROTHER
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