LESERINNENBRIEFE :
Es ist ein Hilferuf
■ betr.: „Die fröhliche Blockade nach dem Jawort“, taz vom 11. 11. 14
Nein, nicht das Tanzen auf der Straße ist der Skandal. Das ist absolut klasse und erzeugt viele lächelnde Gesichter bei den überraschten Zuschauern. Ich kann das beurteilen, denn ich habe ein solches Geschehen schon selber miterleben dürfen. Der eigentliche Skandal an dieser Meldung ist die Mauer in den Köpfen. Auch die Mauer in den Köpfen sogenannter weltoffener Journalisten bei der taz.
Seit nun mehr als 25 Jahren kann man ohne Zwangsumtausch, Ausweis und Schikanen durch Grenzbeamte von einem Stadtteil Berlins in jeden beliebigen anderen Stadtteil Berlins reisen. Selbst der öffentliche Nahverkehr hat in der Zwischenzeit reagiert. Der Fahrgast muss weder umsteigen, noch braucht er zwei unterschiedliche Beförderungsscheine, um zum Beispiel von Prenzlauer Berg nach Wedding zu fahren. Sogar die Stadtverwaltung Berlin hat reagiert und vor Jahren schon neue Stadtteilgrenzen gebildet ohne Rücksicht auf historische Bezeichnungen wie Ost und West, wie der Stadtteil Mitte beispielsweise verdeutlicht.
Der Autor braucht zwei sogenannte Westbesucher, um ihn aus seinem Kiez in Berlin in einen benachbarten Kiez zu bewegen. Die Zeilen dieses taz-Mitarbeiters signalisieren ganz klar, dass Berlin uns braucht, mehr denn je. Ja, ich würde sogar sagen, es ist ein Hilferuf. Diese Stadt scheint einfach zu groß zu sein für einen einzelnen Menschen. Wir aus den Provinzen wie Bochum, Düsseldorf, München, Dresden, Leipzig und woher auch immer, ja, wir sind aufgefordert, wieder und wieder in die Hauptstadt zu reisen, um unseren Berliner Freunden ihre Stadt zu zeigen und nahezubringen.
FRANK PACHURA, Bochum
Auch meine Skepsis
■ betr.: „Grenzen bleiben“, taz.de vom 9. 11. 14
Ich hab den Mauerfall damals aus Ostperspektive aktiv mitbekommen, und doch geht es mir heute nicht anders als der Autorin. Vielen Dank für diese Sätze, die auch meine Skepsis treffend auf den Punkt bringen. DORAEMON, taz.de
Genug zu tun
■ betr.: „Noch ein Flüchtling darf in der Schule bleiben“, taz.de vom 12. 11. 14
Ich finde es sehr gut, dass die Flüchtlinge bleiben können. Es steht ja der nächste Winter vor der Tür. Der Bezirk sollte schon mal Heizmaterial sammeln beziehungsweise das Geld dafür bereitstellen. Außerdem sollten finanzielle Mittel bereitgestellt werden für sicher wieder notwendige Reparaturen an Fenstern und Türen. Es gibt für den Bezirk also genug zu tun, statt ständig von Räumung zu faseln.
MUSSMANNNICHTWISSEN, taz.de
Untätig zugeschaut
■ betr.: „Der Hass zurück in Hellersdorf“, taz.de vom 11. 11. 14
Hellersdorf zeigt immer wieder, was für peinliche, hinterwäldlerische und gefährliche Ansichten sich dort verbreiten lassen. Ich hoffe, ab jetzt wird es aus antifaschistischen Kreisen wieder eine stärkere Fokussierung auf Hellersdorf geben. Zu lange wurde dort untätig zugeschaut, wie sich die dummen Kartoffeln dort organisieren. OTTO HUND, taz.de
Unglaubliches Versagen
■ betr.: „Ermittlungsgruppe Görli stellt Arbeit ein“, taz.de vom 10. 11. 14
Sperrt die doch endlich ein. Unglaublich, dieses Versagen von Polizei, Justiz und Politik.
Vorgestern mal wieder beim RAW gewesen und natürlich Drogen angeboten bekommen. Kann die Polizei nicht undercover Drogen kaufen und so die Beweise schaffen, die sie braucht?
KLEOPATROS, taz.de
Nicht gut durchdacht
■ betr.: „Und wieder fällt die Mauer“, taz vom 10. 11. 14
Ich bin immer noch überzeugt, dass diese Kunstinstallation „Lichtgrenze“ nicht gut durchdacht und einfach nur kitschig war.
Ich bin in den letzten Tagen oft an den Plastikständern und den aufgeblasenen Ballons vorbeigefahren und musste jedes Mal fluchen. Das ist so eine Umweltverschmutzung! Allein die Ständer! Selbst wenn die aus gepresster Maisstärke wären oder aus Naturkautschuk wie angeblich die Ballons! Was für ein Müll! Und der Senat und wir bezahlen dafür.
Eine gute Installation hätte versucht, den Müll zu reduzieren und trotzdem maximal die Bürger aus Ost und West in ihr Mauerfallgedenken einzubeziehen. Man hätte einfach 8.000 Ossis und Wessis bitten können, sich entlang der Grenze aufzustellen, jeweils einen Ballon zu halten und ihn dann in die Luft steigen zu lassen. So hätte man ins Gespräch kommen können, man hätte aktiv was getan und nicht einfach nur wieder einmal konsumiert und geglotzt. Man hätte den Müll wenigstens ein bisschen reduziert.
Am schlimmsten ist es, dass im Senat anscheinend keine fähigen Leute sitzen, die Kunst von Kitsch unterscheiden könnten. Niemand setzt sich für die Umwelt ein. CAROLA SCHOLZ, Berlin