Jetzt geht’s los! Konzerte, Konzerte, Konzerte : Schnell ins Konzert!
Andreas Schnell
Lange mussten wir warten, aber jetzt wird der Herbst heiß. Keine Bange, so reißerisch soll’s hier gar nicht weitergehen, aber man wird sich ja wohl mal freuen dürfen.
Über Ogoya Nengo & The Dodo Women’s Group zum Beispiel, die am heutigen Samstagabend in der Friese auftreten. So ganz genau scheint man nicht zu wissen, wann sie auf die Welt kam, Ogoya Nengo, damals Anastasia Olouch, in einem kleinen kenianischen Dorf an den Ufern des Victoria-Sees. Eine Pressemitteilung spricht von den späten Dreißigerjahren, anderen Quellen zufolge wurde sie 1943 geboren, was so oder so bedeutet, dass sie die 70 schon überschritten hat. Gleichwohl ist sie nun zum ersten Mal in Europa auf Tournee, was mit dem nicht mehr ganz neuen Interesse an afrikanischer Musik im Allgemeinen zu tun hat. Im Besonderen unterdessen mit Stevan Schneider und Sven Kacirek, die im vergangenen Jahr ihr Album „Rang’ala – New Recordings from Siaya County, Kenya“, dem ersten, das international vertrieben wird. Schneider machte einst mit To Rococo Rot von sich reden, Kacirek, Musiker, Produzent und Autor aus Hamburg, arbeitete mit Nengo bereits auf seinem Album „Kenya Sessions“ zusammen, auf dem er kenianische Folklore erforschte. Anders als beispielsweise Dan Auerbach von den Black Keys, der seinen Schützling Bombino aus Niger für dessen Album „Nomad“ musikalisch hörbar glatt bügelte, ließen Schneider und Kacirek Nengo mit ihrer Band sie selbst sein, ihre Version des Dodo, eines im Aussterben begriffenen Stils spielen, eine Musik, die zu komplexen, kraftvollen Rhythmen vor allem Geschichten erzählt, ähnlich wie die Griots Westafrikas. Begleitet von drei Sängerinnen und zwei Perkussionisten tritt sie im Rahmen ihrer Tournee auch in Bremen auf. Gewiss das spannendste Konzert dieses nicht ganz konzertarmen Abends.
Außerdem am Samstag in Bremen: die Kafka Band (20 Uhr, Kleines Haus), Bremens Soul-König Flo Mega (19 Uhr, Modernes), das Black Fall Fest II mit sechs Metal-Bands der härteren Abteilung bei freiem Eintritt (17 Uhr, Römer), die Dimple Minds und Die Bullen (20 Uhr, Schlachthof) und, tja, Jennifer Rostock (20 Uhr, Aladin).
Eine große Freude bereitete uns die Nachricht vom Auftritt der niederländischen Punk-Avantgardisten The Ex in der Schaulust am Dienstag ab 19 Uhr. Die niederländische Band existiert seit nunmehr 35 Jahren und bewegt sich unermüdlich immer weiter. Musikalisch sind sie längst zu einer eigenwilligen Definition lauter Gitarrenmusik gekommen, die mit Punk-Rock musikalisch ungefähr nichts, mit Punk als Haltung dafür umso mehr zu tun hat. Im Rahmen von The Ex und außerhalb davon arbeiten die Bandmitglieder mit Musikern aus aller Welt und zwischen freier Improvisation und globalen Beats. Immer wieder neu, immer wieder toll.
Am Donnerstag ist mit Habib Koité in der Worpsweder Music Hall ab 20 Uhr einer der bekanntesten Musiker aus Mali zu sehen und zu hören. Sechs Jahre nach seinem letzten Studio-Album erschien in diesem Jahr „Soô“, auf dem er wieder westafrikanische Spielweisen mit Rock, Blues und Flamenco verschmilzt.
Am Freitag kommt’s dann noch mal dicke, wenn auch nicht unbedingt spannend: Die Rammstein-Epigonen Ost+Front (20 Uhr, Tivoli), die Lissabonner Fusionisten Oquestrada (20 Uhr, Schlachthof) und der auferstandene Phillip Boa & Voodoo Club (20 Uhr, Lagerhaus) sind in der Stadt.