: Melancholische Polizistin
Man würde Joan Wasser Unrecht tun, wenn man ihr Schaffen auf die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern beschränken wollte – ihre eigene Musik als Joan as Police Woman hat das gar nicht nötig. Aber es ist schon ziemlich beeindruckend, mit wem sie alles in den vergangenen Jahren auf der Bühne oder im Studio stand oder das Leben teilte: Ihr Freund war kein Geringerer als Jeff Buckley, sie spielte zusammen mit Lou Reed, Antony and the Johnsons, Rufus Wainwright oder David Sylvian. Heute spielt sie in eigener Sache im Astra Kulturhaus – für das ursprünglich geplante Lido wurde es irgendwann zu eng. Mit den eigenen Songs macht es sich die Amerikanerin nicht gerade leicht: In ihren Texten lotet sie ihre emotionalen Klippen und Abgründe aus. Nicht um Nabelschau zu betreiben, sondern weil sie ihre Konflikte nicht für rein private Erscheinungen hält, sondern an ganz und gar menschliche Fragen rühren will. Darum feilt sie bis zum letzten Buchstaben an den Worten, die sie mal mit melancholisch-zarten, mal mit aggressiv-sperrigen Tönen zwischen Indie-Rock, Singer/Songwriter und Soul begleitet. Die Musik ist ihr dabei nicht bloß beliebiges Vehikel, sondern das Bindeglied zwischen ihren Gedanken und der Außenwelt. TCB
■ Joan as Police Woman: Astra Kulturhaus, Revaler Str. 99. Heute, 21 Uhr. 27 Euro