alkoholverbot
: Attacke gegen Außenseiter

Das Rauchverbot in öffentlichen Räumen war erst der Testlauf: Dahinter verbirgt sich eine Regelungswut, die bedeutend weiter geht. Plötzlich soll wieder der Staat seinen Bürgern zeigen, wo es lang geht.

KOMMENTAR VON JAN KAHLCKE

Allerdings geht es bei der nicht mehr ganz frischen Sommerloch-Idee, Alkohol in der Öffentlichkeit zu verbieten, nicht um alle Bürger: Das Ziel von Initiativen wie der Elmshorner Trinker-Satzung oder der Bremer Parkbank-Verordnung sind nicht Durchschnittsbürger, sondern jene, die jenseits der in Hamburg eingeführten blauen Linien stehen: Alkoholiker-Cliquen, Obdachlose und andere Randfiguren, die dem Image einer Stadt abträglich sind.

Ihnen das öffentliche Trinken zu verbieten, ist eine menschenverachtende Form der City-Kosmetik nach dem Motto: Aus den Augen – aus dem Sinn. Denn für viele ist die sommerliche Bierrunde in den öffentlichen Anlagen die letzte Form von gesellschaftlicher Teilhabe. Die Kneipe können sie sich schon lange nicht mehr leisten. Die Alternative hieße: allein trinken.

Wohin solche Maßnahmen führen? Im milderen Fall zur verlogenen Papiertüte über der Bierdose wie in New York, im Extremfall wie in Spanien zu Jugendlichen, die sich mit der Polizei Straßenschlachten um ihr Recht auf bezahlbaren, kollektiven Rausch liefern.

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