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Archiv-Artikel

Warmlaufen. Dehnen. Einwerfen

Noch sechs Tage. In sechs Tagen wird das Schiffshorn die Stille in der verdunkelten Kieler Ostseehalle zerreißen. In sechs Tagen ist wieder Bundesliga, Handball-Bundesliga. Die Favoriten versichern sich schon mal ihrer Furchtlosigkeit

Rund läuft es noch nicht. Kiels Trainer Zvonimir „Noka“ Serdarusic konnte sich am Samstag zwar wieder ein Siegerzigarettchen gönnen – der THW Kiel gewann in eigener Halle das Finale des „Unser Norden Cup“ mit 24:20 gegen den dänischen Erstligisten AaB Aalborg. Aber Serdarusic wird bis Samstag tüfteln. Spielzüge, Laufwege, Torwürfe – nichts klappte reibungslos.

Trotzdem ist der THW auch in dieser Saison wieder der Favorit auf die Meisterschaft. Klar. Deutscher Meister, deutscher Pokal- und Champions-League-Sieger. Da kann man 2007/2008 nicht Sechster werden. Sollte man nicht. Die Könige des Nordens vom Thron stoßen wollen sie natürlich alle. Am Dienstag werden die von SAP mit sechs Neuzugängen gepuderten Rhein-Neckar-Löwen der SG Kronau/Östringen dem THW Kiel die Stirn bieten wollen. Mit dem Ex-Kieler Henning Fritz im Tor. Es geht dann um den ersten Titel der Saison, um den Supercup. „Die Kronauer haben eine starke Mannschaft, aber die müssen sich auch erst mal finden“, sagt THW-Manager Uwe Schwenker. Und dass die Kronauer dank der finanziellen Unterstützung von SAP mal Spitzenreiter werden könnten.

Auch die Kieler haben in der Sommerpause eingekauft, sich mit dem Tschechen Filip Jicha vom TBV Lemgo einen zweiten Mann für den linken Rückraum geholt. Der Norweger Børge Lund von der HSG Nordhorn kann langfristig zum Nachfolger von Mittelmann Stefan Lövgren werden. Der 20-jährige Igor Anic wird neben Marcus Ahlm am Kreis spielen. Und schließlich der 19-jährige Daniel Wessig, der als eines der großen Talente im deutschen Handball gilt.

Die Neuzugänge des THW gaben dem Präsidenten des HSV Handball, Andreas Rudolph, Anlass zum Frotzeln: „Uns erfüllt es mit Stolz, dass Kiel seine gesamten Einnahmen aus der Champions League in Ablösesummen investiert hat, weil der THW Angst vor Hamburg hat“, sagte er der Mopo. Respekt habe man vor jedem Gegner, Angst vor keinem, entgegnete THW-Manager Schwenker am Samstag gegenüber der taz. Dass aber der HSV wohl um die Meisterschaft mitspielen wird, gibt auch er zu.

Immerhin haben die Hamburger mit Weltmeister Johannes Bitter den derzeit besten deutschen Torwart verpflichtet. Rechtsaußen Hans Lindberg zeigte beim Freundschaftsspiel gegen den Aufsteiger Füchse Berlin am Freitag, dass er Weltmeister Stefan Schröder den Stammplatz schnell streitig machen könnte. Das Spiel gewann der HSV im Übrigen mit 29:19. Außerdem neu beim HSV: Torwart Jürgen Müller, Vizeweltmeister Michal Jurecki, der zwar vier Zentimeter kleiner, aber deutlich bulliger ist als sein Kollege im linken Rückraum, Pascal Hens und schließlich Dimitri Torgovanov, mittlerweile 35 und trotzdem noch ein Bollwerk am Kreis.

Die einzige Niederlage in der Vorbereitung fügte dem THW aber nicht Vizemeister HSV zu, sondern der TBV Lemgo, noch ein Mitfavorit auf die Meisterschaft. Das war am 29. Juli beim Hummel-Charity-Cup in Elmshorn, Rendsburg und Neumünster. Seitdem stehen die Zeichen in Kiel wieder auf Sieg.CHRISTINA STEFANESCU