Kommentar: Christian Jakob über Drogenpolitik : Zu wichtig für Populismus
Die Versuchung ist riesengroß: Wohl kaum eine Kombination von Reizwörtern lässt sich besser politisch ausbeuten, als die von „Drogeneltern“ und „Kindeswohl“. So geschieht es in Bremen von konservativer Seite, seitdem die ersten Ergebnisse über die Haaranalysen veröffentlich wurden.
Dabei täte Nüchternheit wohl – und zwar auch denen, die immer schnell mit den Fingern auf die vermeintlichen Rabeneltern zeigen.
Erst behaupteten sie, die „Drogen-Eltern“ würden ihre Kinder mit Rauschmitteln ruhigstellen. Später stellte sich heraus: Diese Behauptung war durch die Befunde in keiner Weise gestützt. Dem konservativen Aktionismus tat das wenig Abbruch.
Festzuhalten ist: Nicht immer, aber oft, handelt es sich bei den in den Kinderhaaren gefunden Drogenspuren um die Abbauprodukte von Methadon, aufgenommen über Körperkontakt mit den Eltern. Also genau um das Mittel, das die teils als suchtkrank eingestuften Eltern konsumieren sollen. Es soll ihnen helfen, mittelfristig ein Leben ohne den Drang zum Drogenkonsum führen zu können. Dass dies in allen Fällen gelingt, ist nicht gesagt. Doch die Begleiterscheinungen der Substitution heranzuziehen, um diesen Eltern die Erziehungsfähigkeit abzusprechen, ist populistisch.