: berliner szenen Frontal lächeln
Kontaktbörse Richtfest
Naiv hatte man angenommen The Streets würden am Tag des Richtfestes der neuen Riesenarena an der Spree direkt auf der Baustelle auftreten. Aber auf dem Areal drehten sich noch die Kräne mit schwankenden Stahlteilen am Seil, als hunderte von Flaschenbier trinkenden Leuten (und kein Pfandsammler weit und breit) am Einlass des Konzertgeländes auf einer neuen Straße Schlange standen.
Bei einem Gratiskonzert weiß man ja nie genau, wer so kommt. So fragte Streetserfinder Mike Skinner die Zuschauer beim Mitsingcontest denn auch, ob sie die Band überhaupt kennen würden. Dafür klappte das Nachsingen seiner nicht ganz einfachen Lyrics recht gut. Skinner bezieht seine Auftrittsenergie sowieso gern aus direkter Ansprache: Wie heißt du, bist du Deutscher (das interessierte ihn besonders)? Oder er sagt zu einem Mädchen: Du bist die Tollste heute Abend, ach nee du! Solche Sprüche gehen direkt in seine Songs über.
Arschkalt war es, aber Skinner spielte sich in anderthalb Stunden immerhin so heiß, dass er sich vom Jackenträger zum Oberkörpernackten wandelt. Skinner mag Kennenlernspielchen. Mal sollte man seinen unbekannten Nachbarn auf dem Betonschottergelände frontal anlächeln, dann umarmen und dann auch noch „I love you“ sagen. Einige taten das sogar, vielleicht weil es inzwischen so kalt war, dass Skinner meinte, das sei doch auch ein schönes Zeichen, dann sei es bald endlich Weihnachten. Au Mann.
Auf welchem Planeten dieser Typ genau siedelt? Wahrscheinlich in der Abteilung ewige Kontaktsuche. Was ja ganz gut dazu passt, dass er am Ende dann doch einmal den Namen des großzügigen Spenders O2 aussprach, der sich durch die Freikonzerte einen hübschen Imagegewinn verspricht. ANDREAS BECKER