: Geteiltes Scheitern
LITERATUR Jeffrey Eugenides liest aus seinem dritten Roman „Die Liebeshandlung“
In gewisser Weise ist es das „postmoderne Wissen“, dass „Middlesex“-Pulitzer-Preisträger Jeffrey Eugenides und die Protagonist_innen seines dritten Romans „The Marriage Plot“ – ein wenig verfehlt übersetzt als „Die Liebeshandlung“ (Rowohlt, 624 S., 24,95 Euro) – eint.
Denn während die drei College-Student_innen – die „bildschöne“ Madeleine, die gerade eine literaturwissenschaftliche Arbeit über den „marriage plot“ im viktorianischen Liebesroman schreibt, der manisch-depressive Leonard und der christlich-sensible Mitchell, die begeistert Barthes, Eco, Derrida und Co. lesen und sich den Untiefen ihrer Dreierbeziehung hingeben – nach der Lektüre von „Fragmente einer Sprache der Liebe“ nicht mehr einfach „Ich liebe dich“ sagen können, scheitert Eugenides, der sich ebenso lustvoll in poststrukturalistischer Literaturtheorie suhlt, trotz wortreicher Beschreibungswut an der zentralen Stelle am psychologischen Einfühlungsvermögen.
Bezeichnenderweise nämlich im Falle Madeleines, die Eugenides so ungewollt zur Frau ohne Eigenschaften macht – und „Die Liebeshandlung“ zum gefundenen Fressen für eine literaturwissenschaftliche Arbeit über den männlichen Blick im postmodernen Roman. MATT
■ Do, 10. 10., 20 Uhr, Rolf-Liebermann-Studio, Oberstraße 120