MORGEN : Ein Schweineleben kann manchmal auch zu Kunst werden, ob man es mag oder nicht
Ist das jetzt bloßer Zynismus oder engagierte Kunst? Der Musiker Matthew Herbert, der für Konzeptarbeiten aller Art bekannt ist, bei denen er mit Aufnahmen von Alltagsgeräuschen arbeitet, um sie in Clubmusk zu verwandeln, hat schon verschiedentlich Klänge aus der Lebensmittelindustrie verwendet, um auf die unhaltbaren Bedingungen hinzuweisen, unter denen Nahrung erzeugt wird. Für sein aktuelles Projekt „One Pig“ hat er diesen Ansatz leicht variiert: Diesmal verfolgte er mit seinen Mikrofonen zwei Jahre lang das Leben eines Schweins – von der Geburt über die Aufzucht bis zur Schlachtung und seinem Verzehr. Zwar hört man auf dem daraus entstandenen Album kein Tonmaterial von der eigentlichen Tötung – Herbert durfte diesen Moment nicht aufzeichnen –, doch ansonsten ist der Werdegang des Schweins einigermaßen repräsentativ akustisch dokumentiert. Am Donnerstag wird die Musik von „One Pig“ im Berghain live dargeboten, wobei an theatralischen Inszenierungsmitteln nicht gespart wurde: So gibt es Musiker, die im Stroh auf einer Schweineharfe spielen oder auf einem eigens mit Schweinehaut bezogenen Schlagzeug trommeln. Auch ein Koch wird erwartet, der eine Mahlzeit zubereitet. Man darf gespannt sein, woraus. Die Peta (People for the Ethical Treatment of Animals) hatte übrigens im Vorfeld versucht, die Veröffentlichung des Albums zu verhindern. Das spricht eigentlich schon wieder für die Aktion. TCB
■ Herbert: Berghain, Am Wriezener Bahnhof. Morgen, 21 Uhr. 22 Euro