: Torwart, neu aufgestellt
Der Fußballer Markus Miller ist zurück. „Ich bin gesund und fühle mich wohl“, sagte der Ersatztorhüter von Hannover 96 bei seinem Comeback. Das war die offizielle Variante. Wie es dem Menschen Markus Miller geht, der wegen mentaler Erschöpfung in therapeutischer Behandlung war, lässt sich nur erahnen.
Profisportler, Familienvater, Spaßvogel, Reservist: Miller war vieles, als er seine psychischen Probleme öffentlich machte. Gestern war der 29-Jährige, weil er ins Training von Hannover 96 zurückgekehrt ist, vor allem ein Medienereignis. „Ich bin überrascht, so viele Leute hier zu sehen. Ich war doch nur elf Wochen weg“, sagte Miller auf einer Pressekonferenz, die er als Teil seines Wegs zurück gewählt hatte.
Ausgewaschene Jeans, legeres Sweatshirt, modisches Halstuch, dazu dieser optimistische Gesichtsausdruck – nichts deutete darauf hin, dass hier ein Mann auftritt, der in der öffentlichen Wahrnehmung zuletzt als Problemfall gehandelt worden war. Als bezahlter Fußballer schwach zu sein, das ist in den Augen so manches Fans, Vereins und Journalisten immer noch ein starkes Stück. Aber Miller hatte nach Monaten voller Probleme, ohne Erfolgserlebnis Symptome an sich entdeckt, auf die er alleine nicht die richtige Antwort fand.
Ihm hatte der Antrieb gefehlt, der Sinn seiner Arbeit zwischen den Pfosten war abhanden gekommen. „Es war die absolut richtige Entscheidung, meine Probleme öffentlich zu machen und mir externe Hilfe zu holen“, findet der Torhüter, dessen Karriere ins Stocken geraten war. Kreuzbandriss, Stammplatz verloren, Anschluss verpasst – hinter der Fassade eines ganz normalen Fußballers gab es manches aufzuarbeiten. „Wir Fußballer sind auch nur Menschen, keine Maschinen“, sagt Miller.
Einer seiner Vorgänger in Hannover war Robert Enke, der sich vor zwei Jahren das Leben genommen hat. „Es gibt zwischen den beiden Fällen wenig Parallelen“, sagt Miller. Er bezeichnet sich als „neu aufgestellt“. Er will daran arbeiten, dass 96-Trainer Mirko Slomka ihm auch mal einen Stammplatz zutraut. CHRISTIAN OTTO