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Archiv-Artikel

Professorin aus Leidenschaft

Ihre Biografie hat sie mit einem Satz von Konfuzius überschrieben: „Wähle einen Beruf, den Du liebst, und Du brauchst niemals in Deinem Leben zu arbeiten.“

So gesehen dürfte Claudia Kemfert ihre Arbeit eher weniger als solche empfinden, denn dass sie ihren Beruf liebt, ist offenkundig. Erkennbar wird das, wenn sie als Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin mit Leidenschaft die Strukturen der althergebrachten Energiewirtschaft anprangert. Wenn sie mit viel Sachverstand für Klimaschutz, Energieeffizienz und erneuerbare Energien eintritt.

Gerne tut sie das übrigens auch vor Millionenpublikum – wer gelegentlich politisches Fernsehen schaut, wird die telegene Umweltökonomin, die in wenigen Tagen 43 Jahre alt wird, schon gesehen haben.

Sie hat Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten von Bielefeld, Oldenburg und Stanford studiert und 1998 an der Universität Oldenburg promoviert. Danach hatte sie Gastprofessuren in St. Petersburg, Moskau und Siena inne und wurde Juniorprofessorin. 2004 erhielt sie einen Ruf nach Berlin an die Humboldt-Universität auf eine Professur für Umweltökonomie – „als erste Juniorprofessorin Deutschlands“, wie sie ganz unbescheiden in ihrem Lebenslauf anmerkt.

Manch einer in der Wissenschaft neidet ihr inzwischen die Medienpräsenz. Diese rührt auch daher, dass die gebürtige Delmenhorsterin eine deutliche Sprache spricht und die Themen der Zeit trifft. Die Atomkraft nennt sie schlicht „rückwärtsgewandt“, den Klimaschutz sieht sie als „Wirtschaftsmotor der Zukunft“. Angebote aus der Wirtschaft hat sie immer abgelehnt. „Ich bin und bleibe Wissenschaftlerin“, sagt sie.

Ihre umfangreiche Liste an Mitgliedschaften und Tätigkeiten – unter anderem arbeitet sie auch als Gutachterin für den Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – ist nun wieder um eine weitere Position länger geworden: Am Montag begrüßte die deutsche Gesellschaft des Club of Rome, der 1972 mit seinem Buch „Die Grenzen des Wachstums“ für Furore sorgte, Claudia Kemfert als neues Mitglied. BERNWARD JANZING