KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER MIESMUSCHELFISCHEREI
: Weniger ist besser

Muscheln sind für den Verbraucher zu billig und für den Erzeuger zu teuer

Ganz so einfach ist es nicht. Die Gründe für das Verschwinden der Miesmuschel aus dem Nationalpark Wattenmeer sind vielfältig. Die steigenden Wassertemperaturen durch die Klimaerwärmung könnten ebenso eine Rolle spielen wie die Pazifische Auster, die sich im Wattenmeer auf Kosten der heimischen Miesmuschel ausbreitet. Und die Fischerei, keine Frage, trägt auch ihren Teil dazu bei. Aber monokausal ist der Vorgang wohl nicht.

Das Wattenmeer hat eine höchst eigene Dynamik, die noch nicht vollständig durchschaut worden ist. Eben deshalb herrscht zwischen Wissenschaftlern, Naturschützern und Fischern kein Konsens. Wo Fakten Mangelware sind, präsentiert jeder zuerst seine eigenen Interessen.

In den trockenfallenden Bereichen des Wattenmeers ist die Muschelfischerei schon seit 1981 verboten. Das ist gut und richtig so. In dem Teil des Nationalparks, der ständig wasserbedeckt ist, wird indes nahezu jede Muschelbank mit schwerem Geschirr befischt – und manche werden dabei zerstört. Eben das ist weder gut noch richtig.

Aber selbst so können die Fischer kaum existieren, weil ihre Erlöse zu gering sind. Muscheln sind für den Verbraucher zu billig und für den Erzeuger zu teuer. Korrekte Preise für die Muschelfischer würden ohne Einnahmeverluste die Nachfrage senken und die Bestände schonen.

Müssten halt ein paar Feinschmecker darben. Sei’s drum.