: Hochschulförderung mit der Gießkanne
Schleswig-Holstein soll ein besserer Wissenschaftsstandort werden. Deshalb ringen Landesregierung und Hochschulen um neue Ziele und mehr Geld. Letzteres möchte Minister Austermann gerne auch über Studiengebühren einspielen
Schleswig-Holsteins Hochschulen leiden unter Geldmangel: „Sogar im norddeutschen Vergleich sind wir unterfinanziert“, sagte Professor Heiner Dunckel, Rektor der Universität Flensburg und Sprecher der Rektorenkonferenz, gestern in Kiel. Zurzeit verhandeln Land und Hochschulen über Zielvereinbarungen für einen neuen Hochschulvertrag. Obwohl die Gespräche noch nicht beendet sind, ist klar: „Es muss mehr Mittel geben, um die Nachteile auszugleichen“, so Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Dietrich Austermann (CDU).
In diesem Jahr floss schon deutlich mehr Geld in die Unis und Fachhochschulen: „So viele Projektmittel wie 2007 gab es noch nie“, sagte Austermann. Der Grund ist, dass mehrere Unistandorte Exzellenzcluster bewilligt bekamen, die mit Millionenbeträgen von Bund und Land gefördert werden. So ist die Uni Kiel zusammen mit dem Leibniz-Institut Geomar in den Bereichen Meeresforschung und Speicherung von Kohlendioxid zu Wasser und an Land Spitze, die Uni Lübeck führt im Bereich Entzündungsforschung. Auch Graduiertenschulen wurden eingerichtet, für die es Mittel gibt.
Das Problem: „Dieses Geld finanziert nicht den Grundbedarf“, sagt Dunckel. Gebäude und Technik seien teilweise veraltet, auch die Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge koste Geld. Mittel sollen auch in eine „Qualitätsoffensive Lehre“ fließen. Zurzeit steht eine Erhöhung um fünf Prozent im Raum, das entspricht fünf Millionen Euro jährlich nur für die Universitäten, die heute 240 Millionen Euro erhalten. Insgesamt beträgt der Wissenschaftsetat des Landes 550 Millionen Euro. In der geplanten Erhöhung sind allerdings die tarifbedingten Gehaltssteigerungen schon enthalten – Dunckel bezweifelte daher, dass die Summe ausreichen wird. Hochschulen, die die Ziele des Vertrages nicht erfüllen – etwa bei Rankings schlecht abschneiden – sollen weniger Geld erhalten.
Minister Austermann möchte Schleswig-Holstein zu einem gemeinsamen Wissenschaftsraum zusammenschmelzen, in dem es weniger Doppelangebote gibt. Ziel sei, im bundesweiten und internationalen Wettbewerb mithalten zu können. An eine engere Kooperation mit Hamburg ist nur bei Projekten gedacht – und auch dort nicht zwangsläufig: „Wir sind da durchaus in einer Position der Stärke“, sagte Dunckel. „Wir suchen Kooperationspartner, wo es die besten gibt. Hamburg liegt nahe, aber es können auch Göttingen oder Mailand sein.“
Zur Frage der Studiengebühren sagte Austermann: „Sie kommen in absehbarer Zeit.“ Der Koalitionsvertrag schließt das eigentlich aus, und bisher wehrte die SPD entsprechende Vorstöße stets ab. ESTHER GEISSLINGER