: Betr.: kinotaz nord
A
Die andere Seite des Mondes – La face cachée de la lune Kanada 2003, R: Robert Lepage, D: Robert Lepage, Anne-Marie Cadieux / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein Mann mittleren Alters verdient sein Geld mit einem tristen Job im Telefonmarketing und zankt sich mit seinem erfolgreicheren Bruder. Er träumt davon, seinem freudlosen Leben zu entkommen, wobei die Raumfahrt der Fluchtpunkt seiner Phantasien ist. Regisseur Robert Lepage entwirft das thematisch wie formal vielgestaltige Porträt eines vom Leben enttäuschten Philosophen, dessen existenziellen Fragen er sich ernsthaft und zugleich voller Sinn für die Absurditäten des Seins widmet. Eine philosophierende Komödie, die einen reizvollen Bewusstseinsstrom produziert, dem man sich gern überlässt.“ (filmdienst) HB
Anderland Norwegen/Island 2006, R: Jens Lien, D: Petronella Barker, Per Schaaning
„Ein junger Mann landet in einer gleichgeschalteten Gesellschaft ohne Kinder, deren Mitglieder adrett gekleidet und oberflächlich freundlich, aber kalt und gefühllos sind. Als sich die Chance auftut, die Hölle zu verlassen, bereitet er seine Flucht vor. Das in düsteren Farbtönen gehaltene Schreckensbild einer Dystopia, konzentriert sich trotz satirischer Ansätze auf den unbequemen Kern der Science-Fiction-Fabel und zeichnet des Bild einer entseelten, ausschließlich von Vernunft geleiteten Gesellschaft, in der Träume und Utopien keinen Platz haben.“ (filmdienst) HH
Auf der anderen Seite Deutschland 2007, R: Fatih Akin, D: Baki Davrak, Tuncel Kurtiz
„‚Liebe, Tod und Teufel‘ nennt Akin seine Trilogie, die er mit dem exzessiven Amour-fou-Melo ‚Gegen die Wand‘ (2003) begann und nun mit einem Sechs-Personen-Rondo fortsetzt, das verblüffend anders temperiert ist, das ruhig fließt, balladesk erzählt und philosophisch in die Tiefe geht. Sechs Schicksale kreuzen einander auf der Achse Bremen/Hamburg-Istanbul, verwandeln sich in der Begegnung mit dem Tod.“ (tip) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
B
Boudu - aus den Wassern gerettet Frankreich 1932, R: Jean Renoir, D: Michel Simon, Marcelle Hainia / Originalfassung mit englischen Untertitlen
„Ein seriöser Pariser Buchhalter - der seine Frau allerdings mit dem Dienstmädchen betrügt - rettet den lebensmüden Clochard Boudu aus dem Wasser und nimmt ihn bei sich auf. Nach verwickelten Dreiecksgeschichten und wechselnden Wahlverwandtschaften trennt sich der Vagabund wieder von seinen ebenso gutsituierten wie bigotten Gastgebern und setzt seine Wanderschaft fort. Eine Satire auf die Moral der bürgerlichen Gesellschaft, eine Hommage an das Leben der einfachen Leute und eine Hymne an die Bindungslosigkeit des Individualisten: Jean Renoirs klassische Komödie besticht durch anarchischen Witz, liebevolle Beobachtung, handwerkliche Virtuosität und das herausragende Spiel von Michel Simon in der Rolle des Boudu.“ (Lexikon des internationalen Films) H
Das Bourne Ultimatum USA 2007, R: Paul Greengrass, D: Matt Damon, Julia Stiles
„Der dritte Film der ‚Bourne‘-Reihe beendet die Geschichte des ehemaligen CIA-Agenten mit der schweren Amnesie auf hohem Niveau. Jason Bourne wird bei seiner Selbst- und Sinnfindung eindrucksvoll durch London, Tanger und New York gehetzt. Spannungsmomente verbindet der Film mit politischen Bezügen, Ähnlichkeiten mit dem Verschwörungskino der 70er sind kein Zufall.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
C
Chuck und Larry: Wie Feuer und Flamme USA 2007, R: Dennis Dugan, D: Adam Sandler, Kevin James
„Den Feuerwehrmännern Chuck und Larry sind küssende Männer zwar ziemlich suspekt. Doch damit der allein erziehende Larry seine zwei Kinder als Begünstigte seiner Lebensversicherung angeben kann, muss er wieder heiraten – und sieht im Freund und Weiberheld Chuck seine einzige Chance auf Hilfe. Während sie sich fortan als schwules Pärchen ausgeben, kollidiert in dieser witzlosen Klamotte eine oberflächliche Toleranzwerbung mit einem armseligen Schwulenbild, das ausgediente Tuntenstereotype vorgeführt.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
D
December Boys Australien 2007, R: Rod Hardy, D: Daniel Radcliffe, Teresa Palmer
„Während der sommerlichen Weihnachtsferien in einem kleinen australischen Strandort entwickeln sich vier Waisenkinder so entscheidend weiter, dass dort die Weichen für ihre künftigen Lebenswege gestellt werden. In diesem feinfühlig inszenierten Film wird davon erzählt, wie die vier Jungs Erfahrungen mit Liebe und Tod, Schuld und Vergebung, Sehnsucht und Verlust machen. Es ist Rod Hardydem Regisseur hoch anzurechnen, dass er Daniel Radcliffe in seiner ersten Rolle außerhalb der Harry-Potter-Serie keinen Starauftritt einräumt. Der Regisseurfeiert die australische Landschaft mit idyllisch schönen Aufnahmen, und es gelingt ihm, die ganz eigenen Stimmung an diesem Strand mit seiner Handvoll von Bewohnern spürbar zu machen. (hip) H, HB, HH, KI
Deichking Deutschland 2007, R: Michael Söth, D: John Barron, Bela B. Felsenheimer
„Der Film, tja. Gelungen oder nicht wäre die falsche Kategorie. Schließlich ist er eine unablässige Antwort auf sein knappes Budget von 60.000 Euro. Und es ist eine Selbstreferenz Michael Söths, im Hauptberuf Industriefilmer, der sich mit ihm quasi eigengecovert hat. ‚Deichking‘ ist ein Remake seines zwölf Jahre alten Videos über Fiete Hansen, einen holsteinischen Landwirt, der sich aus Frust über die bäuerliche Alltagstristesse ins Andenken Elvis Presleys stürzt und hinterm Leuchtturm zum hüftschwingenden Sänger mutiert. Klingt blöd? Ist blöd! Entwickelt aber wie so viele C-Movies seinen Charme in der Verwaltung des Mangels als Prinzip. Fehlende Ernsthaftigkeit in Mimik, Gestik, Ausdruck, Kostüm.“ (taz) HB, HH
Disturbia USA 2007, R: D. J. Caruso, D: Shia LaBeouf, Sara Roemer
„Wegen des gewaltsamen Übergriffs auf einen Lehrer wird ein junger Mann, der kurz zuvor seinen Vater verloren hat, mittels einer elektronischen Fußfessel zu mehreren Wochen Hausarrest verurteilt. Er beginnt, per Fernglas seine Umgebung zu beobachten, und glaubt in einem Nachbarn einen gesuchten Frauenmörder zu erkennen. Seine Nachforschungen bringen ihn und seine Mutter in höchste Gefahr. Angelehnt an Alfred Hitchcocks Klassiker „Das Fenster zum Hof“ , kann der Film trotz ordentlicher Schauspielerleistungen keinen stimmigen Spannungsbogen entwerfen; Schockelemente täuschen zudem nicht über logische Brüche hinweg. Originell ist indes die Kopplung des bekannten Krimi-Plots mit der Trauerarbeit um den toten Vater.“ (filmdienst) HB
Die drei Räuber Deutschland 2007, R: Hayo Freitag
„Der klassisch zweidimensionalen Animation bedient sich Regisseur Hayo Freitag in seiner Verfilmung von Tomi Ungerers „Die drei Räuber“, um den unverwechselbaren Zeichenstil des Elsässer Künstlers auf Film zu übertragen. Dies erscheint gelungen, und überhaupt ist die Geschichte vom Waisenmädchen Tiffany, das den drei nicht allzu hellen Gestalten aus dem Wald ein wenig Kultur beibringt, ein wahrer Ausbund an Charme.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Du bist nicht allein Deutschland 2007, R: Bernd Böhlich, D: Katharina Thalbach, Axel Prahl
“Moll und seine Frau leben mit ihrem Sohn im Plattenbau. Als Jewgenia mit ihrer Tochter in die Nachbarwohnung einzieht, gerät Molls Welt ins Schwanken. Der arbeitslose Malermeister verliebt sich in die russische Nachbarin, was die nicht will. Moll verliert vollends den Boden unter den Füßen und wagt ein neues Leben. Melancholisches Kammerspiel mit tollen Schauspielern.“ (tip) H
E
Ein fliehendes Pferd Deutschland 2007, R: Rainer Kaufmann, D: Ulrich Noethen, Katja Riemann
„Tragikomödie nach Martin Walsers Novelle um ein Paar in der Midlife-Crisis, das aus seinem Trott gerissen wird. Regisseur Rainer Kaufmann (‚Die Apothekerin‘) konzentriert sich in seiner Verfilmung auf die komischen Aspekte der 29 Jahre alten Novelle. Der bekennende Truffaut-Fan bringt französische Leichtigkeit und neue Aspekte in den gedankenschweren Stoff, ohne in Klamauk zu verfallen. Das ist kein Popkorn-Kino, sondern etwas für das Glas Rotwein danach, bei dem sich über den Sinn des Lebens philosophieren lässt.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL
Der eisige Tod USA/Großbritannien2007 Gregory Jacobs, D: Emily Blunt, Ashton Holmes
„Eine Studentin, die das Weihnachtsfest bei ihrer Familie verbringen will, gerät durch eine dubiose Mitfahrgelegenheit in Teufels Küche, als der Fahrer in einen Unfall verwickelt wird und der Wagen in einer Schneewehe stecken bleibt. Beide Insassen sind in der winterlichen Landschaft fernab jeder Hilfe einer Reihe albtraumartiger Ereignissen ausgeliefert. Belangloser Horrorfilm, der lieb- und leblos das bekannte Repertoire abgreift, es jedoch nach vielversprechenden Anfängen nicht versteht, Interesse am Schicksal seiner Personen zu schüren.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, KI
Enttarnt - Verrat auf höchster Ebene USA 2007, R: Billy Ray, D: Chris Cooper, Ryan Phillippe
„Seit mehr als 25 Jahren steht Robert Hanssen nun in den Diensten des FBI. Ursprünglich spionierte er die Russen aus, jetzt soll er die Zentrale reorganisieren und auf den neuesten Stand der Technik bringen. Unterstützt wird er dabei von dem jungen Computer-Spezialisten Eric O‘Neill. Was Hanssen nicht ahnt: Er ist längst enttarnt. Seine Vorgesetzen wissen, dass er seit Jahren Geheiminformationen an die Russen verhökert, wissen, dass US-Spione umgebracht wurden, weil Hanssen sie verraten hat. O‘Neill soll die letzten Beweise liefern, soll seinen Boss aushorchen, ihn beschatten und nach Möglichkeit bei einer Übergabe in flagranti ertappen. Robert Hanssen hat es tatsächlich gegeben. Über 20 Jahre hatte der Mann US-Geheimnisse an die Russen verraten und sitzt nun für den Rest seines Lebens hinter Gittern. Der Film zur Story ist klug und fesselnd erzählt, optisch aber unspektakulär umgesetzt. Sehenswert ist vor allem das Spiel der beiden Hauptdarsteller, das den Zuschauer mitreißt, ob er nun will oder nicht.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, KI, OL
Erde und Asche Afghanistan/Frankreich 2004. R: Atiq Rahimi, D: Abdul Ghani, Jawan Mard Homa Youn / Originalfassung mit Untertiteln
„Mit Verspätung kommt diese faszinierende Verfilmung des gleichnamigen Romans ins Kino. Ein alter Mann und sein fünfjähriger Enkel warten an einer staubigen Kreuzug irgendwo in der menschenleeren Weite Afghanistans auf eine Mitfahrgelegenheit. Hinter ihnen liegt das Grauen, die Bombardierung ihres Dorfes, bei der die übrige Familie ums Leben kam, mit Ausnahme des Vaters, der nicht im Dorf war, weil er im Kohlebergbau arbeitet. Ihn wollen Großvater und Enkel jetzt in der Mine besuchen, um ihm die Todesnachricht zu überbringen. Im Schicksal einer Familie werden die Schrecken des Krieges beschworen, aber auch, mit grimmigem Humor, die Solidarität und der Überlebenswille der Opfer.“ (taz) H
F
Die Fremde in dir USA 2007, R: Neil Joerdan, D: Jodie Foster, Terrence Dashon Howard
„Die New Yorkerin Erica Bain moderiert die Radiosendung ‚Street Talk‘, in der sie den Hörern ihre Liebe zur Stadt mittels Storys kund tut. Mit ihrer Zuneigung zu den Straßen des Big Apples ist Schluss, als man sie und ihren Verlobten David Kirmani brutal überfällt. Nur Erica überlebt den Angriff schwer verletzt und bleibt traumatisiert. Ihre Angst besänftigt sie mit einer Schusswaffe, die sie nach ihrer körperlichen Genesung fortan mit sich führt. Bald muss sie die Pistole in Notwehr einsetzen – und findet Gefallen daran. Mit Regisseur Neil Jordan (Oscar für ‚The Crying Game‘) und Produzent Joel Silver (‚The Matrix‘) trifft Sensibilität auf Power, und beides bündelt Jodie Foster zu einem entfesselten Psychothriller um Selbstjustiz, der Erinnerungen an Abel Ferraras ‚Ms. 45‘ wach ruft.“ (kino.de) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Fremd in Bremen
„In diesen Beiträgen aus dem Radio-Bremen-Archiv sind ausländische Menschen in Bremen das Thema. Features über die ersten Gastarbeiter in den 1950er und 1960er Jahren, aktuelle „Buten und Binnen“ - Berichte über rassistische Übergriffe, aber auch über lustige oder nachdenklich stimmende Begebenheiten vermitteln ein facettenreiches Bild der Hansestadt.“ (Kino 46) HB
G
Gefahr und Begierde USA/Hongkong 2007, R: Ang Lee, D: Tony Leung Chiu-wai, Joan Chen
„China während der japanischen Besatzung Ende der 1930er-Jahre: Eine Gruppe idealistischer Studenten gründet eine Widerstandszelle und versucht, einen gefährlichen Kollaborateur zu töten. Als Lockvogel soll eine junge Frau agieren, die nach dem ersten Scheitern des Anschlags drei Jahre später beim neuen Versuch ein Verhältnis mit dem Opfer eingeht. Ein elegisch inszeniertes Drama um Begehren, Moral, Verrat und (sexuelle) Gewalt, das seine üppig ausgestattete Geschichte nuancenreich erzählt und zugleich eine Liebeserklärung an das mondäne Shanghai jener Jahre darstellt.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI, OL
Gegenüber Deutschland 2007, R: Jan Bonny, D: Victoria von Trautmannsdorff, Matthias Brandt
„Nach außen sind Streifenpolizist Georg und Lehrerin Anne ein ganz normales Paar. Doch hinter der Fassade tobt ein heftiger Psychokrieg: Anne fühlt sich nicht angemessen respektiert und rastet regelmäßig aus, der duldsame ‚Versager‘ Georg kuscht. Die Situation eskaliert immer weiter . Szenen einer Ehehölle: Die beklemmende, bitterlich konsequente Bestandsaufnahme einer ungesunden Beziehung ist umso verstörender, als die körperliche Gewalt hier von der Frau ausgeht.“ (Cinema) H, HB, HH
Geliebte Jane USA/Großbritannien 2007, R: Julian Jarrold, D: Anne Hathaway, James McAvoy
„Nach vielen Verfilmungen der Romane Jane Austens spekuliert dieses romantische Drama über das Liebesleben Austens und dessen Einfluss auf ihr Werk. So spiegelt der Plot ihre Themen, überzeugt das Skript mit smarten Dialogen. Optisch bleibt ‚Geliebte Jane‘ hinter Joe Wrights Adaption von ‚Stolz und Vorurteil‘ zurück, darstellerisch aber hält der Film dank Anne Hathaway und James McAvoy dessen Qualität.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL
Gespräche mit Gott USA 2006, R: Stephen Simon, D: Henry Czerny, Ingrid Boulting
„Er musste alles verlieren, um seine wahre Bestimmung zu finden: Ein tragischer Unfall führte innerhalb weniger Monate zum Verlust von Arbeit und Wohnung. Weitere Schicksalsschläge folgten, bis er begann, wütende Briefe an Gott zu schreiben - und Antwort bekam. Die Lebensgeschichte des Bestsellerautoren Neale Donald Walsch (“Gespräche mit Gott“) klingt unglaublich, aber sie ist wahr. Oder etwa nicht? Die schlichten, pathetischen Bilder werden Skeptiker in ihrer ablehnenden Haltung bestärken. Für alle anderen ist dieser Film ein kleines Stück vom großen Glück.“ (Cinema) HH
H
Hairspray USA 2007, R: Adam Shankman, D: John Travolta, Michelle Pfeiffer
„Remake der bonbonbunten Sixties-Fantasie, die Schundfilm-Ikone John Waters 1988 schuf. Angesiedelt in der Zeit der Rassentrennung und maßlos aufgetürmter Frisuren schlug das Herz des Films besonders laut für Außenseiter. Fast 15 Jahre später ist daraus ein Broadwaymusical geworden, das Regisseur Adam Shankman wiederum auf die Leinwand gebracht hat. Der Camp-Faktor ist nicht mehr so hoch wie beim Original. Dafür gibt es aber viele mitreißende Musicalnummern und ein paar gelungene Casting-Coups (u. a. John Travolta im Fummel).“ (tip) H, HB, HH
Hallam Foe - This Is My Story Großbritannien 2007, R: David Mackenzie, D: Jamie Bell, Sophia Myles
“Hallam ist ein Freak. Ein Spanner, der den Tod seiner heißgeliebten Mutter nicht verwinden kann. Erwachsen werden will er auch nicht, also vermiest er das neue Eheglück seines Vaters. Einen Eklat später flüchtet er nach Edinburgh, um dort einem jüngeren Klon seiner Mutter zu begegnen. Und wie es sich für einen wahren Ödipus gehört, wird er ihr nachstellen bis in ihr Bett. Eine turbulente Geschichte, deren psychologische Muster Regisseur David MakKenzie zu einem spannenden, leider nicht durchweg überzeugenden Plot verwebt.“ (tip) H
Heat and Dust (Hitze und Staub) Großbritannien 1982, R: James Ivory, D: Julie Christie, Shashi Kapoor / Originalfassung ohne Untertitel
„Eine englische Journalistin wandelt im zeitgenössischen Indien auf den Spuren ihrer Großtante, die in den 20er Jahren als Ehefrau eines britischen Kolonialbeamten Skandalgeschichte machte. Im Gewand eines gepflegten, romantischen Films setzt sich James Ivory einmal mehr mit dem Thema der Konfrontation und Begegnung fremder Kulturkreise auseinander. Ein elegant inszenierter, intelligenter Film, voll von jener Eigenart, die Ivorys kontinuierliche anglo-indische Spurensuche auszeichnet. Zugleich eine subtile Analyse von gestriger und heutiger Fremdherrschaft, Heimatlosigkeit und Selbstfindungssehnsucht.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Heimatklänge Schweiz/Deutschland 2007, R: Stefan Schwietert
„Das Jodeln ist längst nicht mehr für die Volksmusik reserviert. Dafür sorgen Vokalartisten wie Aldi Nolder, Christian Zehnder und Erika Stucky. Für sie dient die Stimme nicht nur dem Ausdruck von tiefen Emotionen, sie führt auch zu musikalischen Wurzeln und der eigenen Identität. Stefan Schwieterts sehenswertes Filmessay zeigt die verschiedenen Facetten und Herangehensweisen der drei Künstler.“ (tip) H
I
Immer nie am Meer Österreich 2007, R: Antonin Svoboda, D: Christoph Grissemann, Dirk Stermann
„Drei Männer stecken in der Klemme: ein Archäologe, dessen Auto verunglückt und nun tief im Wald zwischen Bäumen eingekeilt ist, sein tablettensüchtiger Schwager und ein drittklassiger Musiker. Aussteigen ist unmöglich. Verletzt auf Befreiung wartend, reden sie – Banales, Intimes – und entblößen so, wie verfahren ihr Leben auch sonst ist. Eigentlich ist der Film Anti-Kino: kammerspielartige Enge, Entertainer, die ihr Bühnenimage kopieren. Doch mit einem Kniff, der entfernt an ‚Funny Games‘ erinnert, entwickeln Dirk Stermann, Christoph Grissemann und Heinz Strunk eine leinwandtaugliche Dynamik für ihre vergnüglich-böse Groteske um drei Loser-Prototypen.“ (Cinema) HB, HH
im öffentlichen interesse Deutschland 2004-2007, R: Ulf Albert
„Ulf Alberts Dokumentarfilm ist ein Mahnmal der Spaltung Neuenfeldes durch die Verlängerung der Airbus-Landebahn für den A 380. Der Film dokumentiert den Weg vom Scheitern zum Triumph und wieder zurück - den aussichtslosen Kampf einfacher Landmenschen mit dem multinationalen Konzern, der selbst ins Straucheln geriet. Über drei Jahre Arbeit stecken im Film. Brotlose Jahre, selbst wenn er am Ende Preise ernten und im Fernsehen laufen sollte. Sachfilmen ist eine Frage von Leidenschaft, Selbstausbeutung und Anteilnahme. „Am Anfang hab ich nur eine spannende Geschichte gesucht“, erinnert sich Ulf Albert an 2004, vier Jahre nach dem Planungsbeginn für die Landebahnverlängerung. Mit der Zeit wurde er mehr und mehr zum Betroffenen, auch deshalb nimmt „im öffentlichen interesse“ eine konsequent parteiische Haltung ein. Die Leute hier, fügt er hinzu, „sind mir wirklich ans Herz gewachsen“.“ (taz) HH
Import Export Österreich 2007, R: Ulrich Seidl, D: Ekateryna Rak, Paul Hofmann
„Ein herausragender Film des diesjährigen Wettbewerbs in Cannes war das österreichische Drama ‚Import/Export‘. Regisseur Ulrich Seidl porträtiert zwei junge Wirtschaftsflüchtlinge: eine ukrainische Krankenschwester, die nach Wien aufbricht, und einen kahlköpfigen Prolltypen aus ebendiesem Wien auf Ostexkursion in der Slowakei. Zum finsterfaszinierenden Ereignis wird der Film gerade durch die störrische Energie, mit der sich Ekaterina Rak in der Rolle der zur Putzsklavin abkommandierten Ukrainerin Olga gegen die Scheußlichkeit der westlichen Glitzerwelt zur Wehr setzt, eine Märtyrerin mit Putzschwamm.“ (Der Spiegel) H, HB, HH
Invasion USA 2007, R: Oliver Hirschbiegel, D: Nicole Kidman, Daniel Craig
„In Oliver Hirschbiegels Neuverfilmung des Paranoia-Klassikers „Invasion of the Body Snatchers“ (Die Dämonischen) kommen die Stars (Kidman, Craig) so wenig zur Geltung wie die Gegenwartsbezüge (Irak-Krieg), die viel zu lose bleiben. Auch das Thema des Konformitätsdrucks wird hier kaum in adäquate Bilder umgesetzt - „Invasion“ ist ein unfertiger Film.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL
J
Jagdhunde Deutschland 2007, R: Ann-Kristin Reyels, D: Josef Hader, Luise Berndt
„Lars lebt mit seinem Vater in einem Ort in der Uckermark, dessen Bewohner die Zugezogenen ignorieren. Es ist Weihnachten und bald sitzen nicht nur Vaters neue Geliebte, sondern auch die Ex an der Festtafel und feinden sich an. Nicht zu vergessen Reschke, der Vater der taubstummen Marie, der es nicht gerne sieht, dass seine Tochter sich mit Lars anfreundet. Während sich die Erwachsenen das Leben zur Hölle machen, verzweifeln die Teenager an der Situation. Reyels beobachtet beide Entwicklungen aufmerksam und verwebt sie in eine Familientragikomödie voller Ambivalenzen.“ (tip) HH
Japan (Japón) Mexiko/Spanien 2002, R: Carlos Reygadas, D: Alejandro Ferretis, Magdalena Flores / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein namenloser älterer Mann aus der Stadt hinkt durch das mexikanische Hochland, auf einer Reise, die seine letzte sein soll. Er sucht die Einsamkeit der Berge, um sich auf seinen Selbstmord vorzubereiten. In einem kleinen Dorf findet er Unterschlupf bei einer allein lebenden indianischen Witwe. Zu ihr baut er eine - auch sexuelle - Beziehung auf. Während er durch die Begegnung mit dieser Frau langsam wieder ins Leben zurückfindet, kämpft er gegen seinen Drang zur Selbstzerstörung. Japón verbindet als Regiedebüt des Mexikaners Carlos Reygadas Tod mit Sexualität, Religion mit Sinnsuche und surrealistische Western-Elemente mit Sozialdramatik.“ (taz) HB
Johnny Cash at San Quentin USA 1969, R: Arthur Barron / Originalfassung ohne Untertitel
In den 60er Jahren untermauerte Johnny Cash sein Engagement für soziale Randgruppen durch Auftritte in Gefängnissen. Für das Konzert in Folsom Prison erhielt er 1968 sogar einen Grammy. Sein drittes Knastkonzert im San Quentin State Prison, California, wurde live aufgezeichnet. Während Cash vor den Insassen seine rebellischen Lieder singt, wendet sich die Kamera immer wieder in Großaufnahme den Gefangenen zu: Das Publikum ist nicht weniger Protagonist des Konzerts als die Musiker auf der Bühne.“ (b-movie) HH
K
Katz und Maus Deutschland 1966, R: Hansjürgen Pohland, D: Lars Brandt, Peter Brandt
„Die Geschichte eines jungen Mannes, der seinen Komplex wegen eines überdurchschnittlich großen Adamsapfels durch eine militärische Karriere auszugleichen versucht. Kabarettistisch zugespitzte Satire, die zwar weniger vielschichtig ist als die literarische Vorlage von Günther Grass, dafür aber um so aggressiver in dem Versuch, alte und neue Varianten des deutschen Militarismus als Zwangsneurose zu entlarven. Stellenweise nicht ohne Witz, formal weit weniger konsequent.“ (Lexikon des internationalen Films) H, HB, HL, KI, OL
Kein Bund fürs Leben Deutschland 2007, R: Granz Henman, D: Franz Dinda, Axel Stein
„Bundeswehr-Klamotte auf dem Comedy-Niveau deutscher Privatsender: Jungstars wie Axel Stein, Florian Lukas oder Franz Dinda spielen Rekruten einer Ausbildungseinheit, die mit Panzerfahrerwitzen und ödem Latrinen-Schabernack ihre Vorgesetzten in den Wahnsinn treiben und versehentlich auch schon mal die Flagge des amerikanischen Waffenbruders in Brand setzen. Lustig finden das wahrscheinlich nur Unteroffiziere und andere schwer Betrunkene. Regisseur Granz Henman (‚Knallharte Jungs‘) darf wegtreten.“ (Cinema) HB, KI, OL
Der kleine König Macius Deutschland/Frankreich 2007, R: Lutz Stützner, Sandor Jesse
„Liebevoller Zeichentrickfilm über einen kleinen Jungen der unerwartet König wird. Die Regisseure Lutz Stützner und Sandor Jesse, die schon gemeinsam an der Fernsehserie zu dem gleichnamigen Kinderbuchklassiker von Janusz Korczak arbeiteten, zauberten mit dem Zeichentrickfilm ein spannendes Abenteuer für die kleinen Kinogänger auf die Leinwand. Und auch die humane Botschaft kommt dabei nicht zu kurz.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, HL, KI, OL
Klopka – Die Falle Serbien-Montenegro/Ungarn 2006, R: Srdan Golubovic, D: Nebojsa Glogovac, Natasa Ninkovic
„Muss ein unbescholtener Bürger zum Mörder werden, um seinen Sohn zu retten? Wenn es stimmt, dass nichts so viel über den Zustand einer Gesellschaft oder eines Landes aussagt wie die Verbrechen, die hier begangen werden, dann ist Belgrad kein besonders lebens- und liebenswerter Ort. Grau und grobkörnig filmt Regisseur Srdan Golubovic die serbische Hauptstadt, aus der jedes Licht und damit jede Hoffnung gewichen scheint. Ganz aufs Wesentliche konzentriert schildert er einen tragischen Kriminalfall, der einen Familienvater in abgrundtiefe Düsternis führt. „Klopka – Die Falle“ ist ein einzigartiger Psychothriller, so menschlich, hochgradig spannend und vielschichtig, dass er all seine Festivalpreise mehr als verdient hat.“ (Cinema) H, HH, KI
Könige der Wellen USA 2007, R: Ash Brannon, Chris Buck
„‚Könige der Wellen‘ sind einige aus der Art geschlagene Pinguine, die das Eis der Antarktis verlassen, um vor Hawaii um die Wette zu surfen. Auf der Reise werden sie von einem Kamerateam begleitet. In ihrem amüsanten Animationsfilm bedienen sich die Regisseure Ash Brandon und Chris Buck geschickt der Mittel des Dokumentarfilms, lassen ihre gefiederten Sportler direkt in die Kamera sprechen und folgen ihnen im Reportagestil auf Schritt, Tritt und Wellenritt. So teilt der Zuschauer mehr und mehr die Leidenschaft der untersetzten Helden und beginnt zu begreifen, warum Surfbretter die Welt bedeuten können.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Kurzfilme Marie Menken 11 Kurzfilme, die die Künsterlin und Weggefährtin von Andy Warhol zwischen 1957 und 1968 drehte. HB
L
Leroy Deutschland 2007, R: Armin Völkkers, D: Alain Morel, Anna Hausburg
„Der 17-jährige Berliner Leroy ist ein deutscher Bildungsbürger – mit Afro-Look. Der Sohn einer Kulturdezernentin und eines dunkelhäutigen Erfinders übt Cello-Sonaten, wenn er nicht gerade die Annäherungsversuche seiner Nachhilfeschülerinnen abwehrt. Auch die Beziehung zu Eva könnte nicht harmonischer verlaufen - wären da nicht deren fünf Neonazi-Brüder, die einen feigen Anschlag planen. Armin Völkkers begibt sich mit seiner Komödie vor konfliktgeladenem Migrationshintergrund auf eine Gratwanderung. Aus mancher Klischeefalle kann sich der Film durch die herausragende Darstellerriege befreien.“ (Rheinischer Merkur) HB, KI, OL
M
The Messengers USA 2007, R: Oxide Pang, Danny Pang, D: Kristen Stewart, Dylan McDermott
Roy und Denise Solomon ziehen mit ihren Kindern von Chicago nach North Dakota, um in einem einsam gelegenen Farmhaus ein neues Leben zu beginnen. Während die Eltern lernen, wie man Mais anbaut und morsches Holz putzt, entdecken ihre Kinder, dass in den Schatten des muffigen Hauses ziemlich fiese Geister leben. Mit Filmen wie „The Eye“ wurden die Pang-Brüder zu Gallionsfiguren des Hongkong-Gruselkinos. Dass sie einst eine ganz eigene Bildsprache entwickelten und zudem den Mut besaßen, an den festgefahrenen dramaturgischen Gesetzen des Horrorgenres zu rütteln, ist ihrem ersten US-Produkt nicht mehr anzumerken. „The Messengers“ ist eine 08/15-Spukstory voller Klischees, so glatt und konventionell inszeniert, wie sie geschrieben wurde.“ (Cinema) HB, HH
N
Notes on Marie Menken Österreich/USA 2005, R: Martina Kudlácek / Originalfassung mit Untertiteln
Wie zwei Fechter stehen sie sich auf dem Hochhausdach gegenüber: Die agile Avantgarde-Filmerin Marie Menken und der legendäre Factory-Chef Andy Warhol. Bewaffnet mit je einer Kamera filmen sie einander. Die Rettung dieses filmhistorischen Kleinods ist Martina Kudlácek zu verdanken, die für ihre essayistische Hommage an Marie Menken filmische Ausgrabungen betrieb. Restauriertes Originalmaterial, mit aktuellen Kompositionen von John Zorn neu vertont, sowie „lebende Zeugnisse“ von befreundeten Künstlern wie Warhol, Malanga, Anger und Mekas bilden die Basis des Films. Marie Menken war ein integraler Teil des New Yorker Underground der 1950er und 1960er Jahre. Als Darstellerin wurde sie zum Warhol-Superstar. Die Dokumentation zeigt, dass sie weit mehr war als nur die geliebte Muse ihrer Weggefährten.“ (Kino 46) HB
O
Operation: Kingdom USA 2007, R: Peter Berg, D: Jamie Foxx, Jennifer Garner
„‚Operation: Kingdom‘ beginnt wie eine Dokumentation über Saudi-Arabien und endet wie ein ‚Rambo‘-Spektakel: Beim Auslandseinsatz schießen amerikanische Superhelden auf jeden, der kein Englisch spricht. Dazwischen versuchen ein paar FBI-Agenten, einen Anschlag islamistischer Terroristen auf eine US-Wohnanlage in der saudischen Hauptstadt Riad mit Dutzenden Toten aufzuklären. Stoff für einen Polit-Thriller à la ‚Syriana‘ also, doch Regisseur Peter Berg inszeniert den Kampf der Kulturen lieber als bleihaltiges Action-Drama.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
P
Der Partyschreck (The Party) USA 1968, R: Blake Edwards, D: Peter Sellers, Claudine Longet / Originalfassung mit Untertiteln
„Ein sanftmütiger, aber tollpatschiger indischer Filmstatist, der Katastrophen magisch anzieht, gerät durch Zufall in die Party eines Hollywood-Produzenten und verwandelt dessen Villa unbeabsichtigt in ein Tollhaus. Ein turbulenter Filmspaß mit listig ausgetüftelten und raffiniert aufgebauten und variierten Gags, frechen Seitenhieben auf das Filmgeschäft und skurrilen Nebenfiguren. Der unterhaltsame Film bedient sich bewußt großer Vorbilder wie Laurel und Hardy, Harold Lloyd in ‚Filmverrückt‘ und Jacques Tati in ‚Mein Onkel‘. Hervorragend der Hauptdarsteller Peter Sellers.“ (Lexikon des internationalen Films) HH
Paulas Geheimnis Deutschland 2006, R: Gernot Krää, D: Thelma Heintzelmann, Paul Vincent de Wall
„Mit mancherlei Anspielungen von ‚Pünktchen & Anton‘ bis zum ‚Doppelten Lottchen‘ schickt der dennoch eigenständige, kindgerechte Großstadtkrimi die aus gutem Hause stammende Paula mit dem Arbeiterkind Tobi auf die ereignisreiche Jagd nach ihrem Tagebuch, das ihr von einer rumänischen Kinderbande geraubt wurde. Eine spannende Jagd durch den Großstadtdschungel Hamburgs, mit großartigen Charakteren und überzeugend unaufdringlich vermittelten Botschaften über die Wichtigkeit gegenseitigen Respekts.“ (Rheinischer Merkur) BHV, H, HB, HH, KI
Performance Großbritannien, R: Nicolas Roeg, D: Mick Jagger, James Fox
„Von der ersten Einstellung an hat man das Gefühl, dass Regisseur Nicolas Roeg und Donald Cammell (der das Drehbuch schrieb) ihre dreckigen Finger den Zuschauern an die Kehle drücken. Sie bombardieren uns mit brutalen Bildern - eine erzwungene Kopfrasur, die wie eine Amputation wirkt, eine Auspeitschung, eine Schlägerei, eine Kugel, die in einen Schädel eintritt - die so montiert sind, dass uns schlecht werden soll. Ihr Film ist vielleicht die gelungene Verwirklichung einer persönlichen Vision, aber er ist nicht aus dem Herzen gemacht. Er ist ein arroganter, sinnloser Anschlag auf unsere Sinne; ein widerliches, amoralisches Machwerk, dessen triefende Dekadenz hinter der Kamera genauso spürbar ist wie auf der Leinwand.“ (Danny Peary) HH
Planet Terror USA 2006, R: Robert Rodriguez, D: Rose McGowan, Freddy Rodriguez
„In den USA reagierten die Kritiker Tarantinos Film ‚Death Proof‘ gegenüber grundsätzlich positiv bis überschwänglich. Rodriguez bekam dagegen Prügel, als sei er ein Wiedergänger von Ed Wood – des Filmemachers, nicht des Tim-Burton-Films. Generell scheint sich in der letzten Zeit eine Art Backlash gegen Rodriguez aufgebaut zu haben, den ich nicht wirklich verstehen kann. Für mich war ‚Planet Terror‘ ein perfekter, hochenergetischer Zombie-Film aus der John-Carpenter/George-Romero-Schule. Sehr lustig und kreativ, wenn auch weniger neuartig und ehrgeizig als Tarantinos Film.“ (Scott Foundas) DEL, H, HB, HH, HL, KI
Pornorama Deutschland 2007, R: Marc Rothemund, D: Benno Fürmann, Tom Schilling
„Marc Rothemund hat bei diesem Streifen über einen jungen Polizeianwärter in den Wirren der sexuellen Revolution Regie geführt und sich nach seinem oscar-nominierten Drama ‚Sophie Scholl – Die letzten Tage‘ an eine romantische Komödie gewagt. Geglückt ist Rothemund das leichte Genre allerdings nicht so ganz. Seine Geschichte bietet zwar einige gute Lacher. Insgesamt ist der Film aber wenig originell und steckt voller Klischees über den Mythos der ‚wilden‘ 1960er Jahre. Trotz viel nackter Haut und heftigem Gestöhne kommt ‚Pornorama‘ so bieder und brav rüber, wie die in den Film montierten Ausschnitte aus alten Aufklärungsfilmchen aus heutiger Sicht wirken.“ (welt.de) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Postal USA/Kanada/Deutschland 2007, R: Uwe Boll, D: Zack Ward, Dave Foley
„Im Cockpit eines Passagierflugzeugs; am Steuer zwei arabische Terroristen, die sich darüber streiten, wieviele Jungfrauen im Paradies auf sie warten werden: 100 oder nur 99? Oder am Ende nur zehn - für beide zusammen? Zu wenig für die Ewigkeit, schließlich werden sie ja nicht ewig Jungfrauen bleiben. Die Hijacker beschließen, den Chef anzurufen: Osama bin Laden. Eine komische Szene; leider eine von wenigen, in denen Timing und Stoßrichtung stimmen. An Bolls prolligem Sinn für Humor hat sich seit „German Fried Movie“ nichts geändert: Wieder wird gerammelt und gepupst, Frauen in den Mund gekackt, eine Oma und zahlreiche Kinder werden erschossen; am Schluß tanzen bin Laden und George W. Bush Hand in Hand in den nuklearen Holocaust. Provokativ und satirisch soll das alles sein, ist aber lediglich geschmacklos und öd. Wohl darf man über alles Witze machen, man muß es aber auch können.“ (Titanic) HB, HH, KI
R
Ratatouille USA 2007, R: Brad Bird
„Aus die Maus! Seit die Computertrick künstler des Pixar-Studios (‚Findet Nemo‘) die Animationsabteilung des Disney-Konzerns leiten, herrscht dort ein geradezu subversiver Geist: Der Held der neuen Disney/Pixar-Produktion ‚Ratatouille‘ ist ausgerechnet eine Ratte. Remy heißt das Tier, ein kleiner Feinschmecker, der lieber Rohmilchkäse als Abfall frisst und von einer Karriere als Koch träumt. Durch Zufall und die Kanalisation landet Remy in der Küche eines Pariser Gourmetrestaurants. Brad Bird (Drehbuch und Regie) ist eine wunderbare Trickkomödie gelungen, genau jene Mischung aus Humor, Sentiment und Spannung, die man in aktuellen US-Filmen sonst meist vergeblich sucht. Wer war noch mal Micky Maus?“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Resident Evil – Extinction Australien 2006, R: Russell Mulcahy, D: Milla Jovonich, Mike Epps
„‚Resident Evil: Extinction‘ lässt zu Beginn auf einen guten Endzeitfilm hoffen, bei dem die weitläufigen Wüstenareale und die einsamen Revolverhelden sehr an einen Spätwestern erinnern. Doch dieser Ansatz wird leider ungenutzt fallengelassen und stattdessen wird eine, zugegeben kurzweilge, Actionshow abgezogen. Dieses Schlachtfest ist zwar kein wegweisendes Ereignis, aber Spaß macht der Film in gewissen Rahmen dennoch.“ (filmering.at) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Rezept zum Verlieben USA 2007, R: Scott Hicks, D: Catherine Zeta-Jones, Aaron Eckhart
„Ein verkochtes US-Remake von Sandra Nettelbecks ‚Bella Martha‘. Eine eigensinnige Köchin (Zeta-Jones) kümmert sich um ihre verwaiste Nichte, kommt mit Arbeit, Kind und Leben aber erst zurecht, als sich ein fideler, neuer Kollege der Beiden annimmt. Ein versüßtes, altmodisches Happy Meal.“ (tip) H, HB, HH
S
Saint Jacques… Pilgern auf französisch Frankreich 2005, R: Coline Serreau , D: Muriel Robin, Artus de Penguern
„‚Saint Jacques…‘ beschwört die heilende Kraft der Versöhnung durch den mühseligen Fußmarsch. In ihrem unmotorisierten Roadmovie schickt die Autorin und Regisseurin Coline Serreau (‚3 Männer und ein Baby‘) neun ungleiche Franzosen auf den Jakobsweg. Dabei kommen drei einander wortreich abgeneigte Geschwister wieder zusammen, ein junger arabischer Migrant lernt wie durch ein Wunder lesen, aus den sich wandelnden Grüppchen entstehen neue Familien. Serreaus amüsanter und zärtlicher Ensemblefilm folgt zwar ausgetretenen Pfaden und absolviert überwiegend ein dramaturgisches Pflichtprogramm, aber eine Pilgerschaft zehrt ja ebenfalls von der Wiederholung immergleicher Riten.“ (Der Spiegel) HB, HH, KI, OL
Sicko USA 2007, R: Michael Moore
„‚Sicko‘ beweist einmal mehr die genialen Propagandafilmerqualitäten des ewigen Querulanten. Nach seinen filmischen Attacken gegen den Waffenwahn der Amerikaner in ‚Bowling for Columbine‘ und gegen die Bush-Regierung in ‚Fahrenheit 9/11‘ seziert Moore das US-Gesundheitssystem anhand absurder Fallbeispiele. So stellt er einen Mann vor, dem bei einem Unfall zwei Finger abgetrennt wurden und der von seiner Versicherung zu hören bekam, er solle sich aus Kostengründen entscheiden, welchen von beiden er wieder annähen lassen wolle. Maliziös legt Moore den Zynismus eines Systems bloß, das Gesundheit gegen Dollar aufrechnet und letztlich auf Gewinnmaximierung aus ist. Volltönend feiert er dagegen Länder wie Frankreich oder Kuba, weil es sich die Menschen dort im Gegensatz zu den USA leisten könnten, krank zu werden. Der Aberwitz und die absurden Einfälle machen ‚Sicko‘ zu Moores bislang amüsantestem Film.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL
Die Simpsons – Der Film USA 2007, R: David Silverman
„Nach 18 Jahren und 400 Folgen richtet Amerikas beliebteste und gelbste Fernsehfamilie endlich ihr erstes Breitwandchaos an. ‚Die Simpsons – Der Film‘ fließt vor pointierten Gags, Referenzen und Statements, die vom prominenten Öko-Aktivismus bis zur US-Versager-Regierung reichen, schier über und wird dabei zum gelben Zerrspiegel der Wirklichkeit. Ein beschleunigter Zeichentricktrip, pixelfrei und handgezeichnet, der sentimentales Familiendrama, überdrehte Slapstickkomödie, absurde Satire, Action-, Katastrophen- und Liebesfilm ist – manchmal sogar alles zugleich.“ (tip) H, HB, HH
Stellungswechsel Deutschland 2007, R: Maggie Peren, D: Florian Lukas, Sebastian Bezzel
„Fünf arbeitslose Männer aus unterschiedlichen Berufen gründen eine Begleitagentur für Frauen, um nicht nur finanziell über die Runden zu kommen. Flott inszeniertes Regiedebüt einer Schauspielerin und Drehbuchautorin, das jedoch zu wenige Pointen setzt und dabei kaum über Typenklischees und gängige Komödien-Stereotypen hinauskommt.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL, KI, OL
Der Sternwanderer USA 2007, R: Claire Danes, Charlie Cox
„In diesem Fantasy-Märchen zieht sich eine magische Mauer durchs mittelalterliche England, um das Königreich Stormhold vor gemeinen Engländern zu schützen. Doch Tristan hat seiner Angebeteten versprochen, ihr einen über Stormhold gefallenen Stern zu bringen. Hinter besagtem Stern sind auch noch andere her - die Söhne des verblichenen Königs von Stormhold (Peter O‘Toole) und drei Hexen, die nach ewiger Jugend dürsten. Der Stern entpuppt sich als schimmernde Blondine namens Yvaine. Die Hexe Lamia (Michelle Pfeiffer) muss Yvaine das Herz entreissen, wenn sie ihr verjüngtes Aussehen nicht wieder verlieren will. „Stardust“ basiert auf einer Geschichte von Neil Gaiman und verbindet Fantasy mit Slapstick und allerlei Kuriosa. Hervorragend sind die Nebendarsteller, allen voran Robert De Niro als Piratenkapitän eines Luftschiffs, der ein Doppelleben als sich selber bewundernde Fummeltrine führt.“ (Neue Zürcher Zeitung) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
Still Life China/Hongkong 2006, R: Jia Zhang-Ke, D: Han Sanming, Zhao Tao
„Vor dem Hintergrund des größten Staudamm-Projekts der Welt am Jangtse-Fluss in China, dem über eine Million Menschen weichen mussten, suchen ein Tagelöhner und eine besser gestellte Frau nach ihren jeweiligen Ehepartnern. Die Erlebnisse der Figuren aus ganz unterschiedlichen sozialen Schichten vermitteln Einblicke in die extrem widersprüchliche Lage der Menschen in der aufstrebenden Wirtschaftsmacht. Die ruhige, sorgfältige Kameraarbeit, deren ästhetischer Reiz in starkem Kontrast zum Elend der einfachen Bevölkerung steht, schafft einprägsame Bilder von metaphorischer Qualität, große Panoramen der Zerstörung ebenso wie phänomenologisch genaue Beobachtungen.“ (filmdienst) , HB, HH
Superbad USA 2007, R: Greg Mottola, D: Michael Cera, Jonah Hill
„Zwei Jugendliche, geborene Verlierer, wollen wenigstens am Ende ihrer Schulzeit einmal richtig ‚dazugehören‘. Als sich ihnen die Gelegenheit bietet, eine der Abschlusspartys mit Alkohol zu versorgen, wittern sie mit Hilfe eines Freundes ihre Chance. Amüsante ‚Coming of Age‘-Geschichte in Form einer Teenie-Komödie, die abwechslungsreich unterhält und auch mit wohltuend subtilen Witze überzeugt.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH
T
Trade - Willkommen in Amerika USA/Deutschland 2007, R: Kevin Kline, Cesar Ramos
„Der neue Film von Marco Kreuzpaintner (“Sommersturm“) provoziert Fluchtreflexe. Denn die grausame Geschichte um Menschenhandel, Mord und Vergewaltigung ist so brillant erzählt, dass man sie kaum erträgt. „Trade -- Willkommen in Amerika“ gehört zum Besten, was ein deutscher Regisseur in den letzten Jahren gedreht hat. Und zum Härtesten. Das Grauen beginnt, als die 13-jährige Adriana in Mexico City entführt wird. Sie findet sich in einem Verschlag mit weiteren Entführungsopfern wieder, darunter die Polin Veronica (herzzerreißend: Alicja Bachleda-Curus), die auf den Weitertransport in die USA warten. Adrianas kleinkrimineller Bruder Jorge verfolgt die Kidnapper über die Grenze und überzeugt einen US-Cop (Kevin Kline), ihm bei der Befreiung der Mädchen zu helfen. Kreuzpaintners US-Debüt, das von Roland Emmerich (“The Day after Tomorrow“) produziert wurde, ist wie ein Schlag in die Magengrube. Und ein Geheimtipp für alle, die gnadenlos realistisches Kino zu schätzen wissen.“ (Cinema) H, HB, HH
V
Vivere Deutschland 2007, R: Angelina Maccarone, D: Hannelore Elsner, Esther Zimmering
„Hervorragend fotografiertes Roadmovie von Angelina Maccarone um drei Frauen im Aufbruch. Nüchtern, fast lakonisch werden sie von Hannelore Elsner, Esther Zimmering und Kim Schnitzer gespielt. Judith Kaufmanns Kamera-Arbeit mit der Signalwirkung von Primärfarben, Schärfenwechseln und Kontrasten ist purer visueller Genuss und überwindet so auch formal die Tristesse, aus der das Trio der lebens- und liebeskranken Frauen ausbricht.“ (Blickpunkt:Film) H, HH
Die Vorahnung USA 2007, R: Memnan Yapo, D: Sandra Bullock, Julian McMahon
„Sandra Bullock erfährt in ‚Die Vorahnung‘ vom Tod ihres Mannes – und trifft den geliebten Gatten am nächsten Morgen äußerst lebendig am Frühstückstisch an. War alles nur ein Alptraum? Wie viele andere Thriller auch bietet ‚Die Vorahnung‘ eine spannende Ausgangsidee, versagt aber bei der Auflösung. Mennan Yapo, deutscher Regisseur türkischer Abstammung, hat sich bei seinem US-Debüt ganz den Hollywood-Regeln verschrieben oder verschreiben müssen. Also gibt es eine Auflösung, die keinem weh tut, dafür aber mit reichlich Moral garniert ist. Da gerät am Ende schnell in Vergessenheit, dass man eigentlich recht spannende erste 45 Minuten erlebt hat – und dazu eine Sandra Bullock, die hier eine ihrer besseren schauspielerischen Leistungen zeigt.“ (Brigitte) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
W
Wintersonnenwende – Die Jagd nach den sechs Zeichen des Lichts USA 2007, R: David L. Cunningham, D: Alexander Ludwig, Ian McShane
„Wintersonnenwende ist die erste Filmadaption der fünfteiligen Fantasy-Reihe ‚The Dark is Rising‘ von Susan Cooper. Im Mittelpunkt steht der junge Will Stanton, der erfährt, dass er der letzte einer Kaste mächtiger Krieger ist. Seine Lebensaufgabe wird es sein, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. ‚Wintersonnenwende‘ ist eine riskante Adaption. Die Fans der Vorlage werden auf jedes Detail achten und eine möglichst werkgetreue Verfilmung erwarten. Bereits jetzt gibt es Webseiten, in denen Fans des Buches ihrer Wut über den Film Luft machen. Sie fanden heraus, welche Änderungen vorgenommen werden. So ist im Buch Will ein elfjähriger Engländer. Im Film ist Will ein 14-jähriger Amerikaner. Auch die Vernachlässigung der Arthuslegende hat vor dem Filmstart Unmut erregt.“ (filmreporter) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL
Z
Zimmer 1408 USA 2007, R: Mikael Håfström, D: John Cusack, Samuel L. Jackson
„‚High Fidelity‘-Star John Cusack checkt im spannenden Stephen-King-Schocker Zimmer 1408 in ein Hotelzimmer ein, in dem es spukt. Noch nie hat ein Gast eine Nacht dort überlebt Regisseur Mikael Håfström (‚Entgleist‘) lässt die Spannung langsam ansteigen und wechselt geschickt zwischen subtilem Schauer und furiosen Schreckensbildern. ‚Zimmer 1408‘ ist ein surreal-kafkaesker Horrortrip, der zu den besten aller Stephen-King-Verfilmungen zählt.“ (Cinema) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL
Zusammen ist man weniger allein Frankreich 2007, R: Claude Berri, D: Audrey Tautou, Guillaume Canet
„‚Zusammen ist man weniger allein‘ singt ein Hohelied auf die Wohngemeinschaft und ihre Kraft, Menschen aus ihrer Einsamkeit zu befreien und die Grenzen zwischen den Generationen zu überwinden. In Claude Berris Verfilmung von Anna Gavaldas Romanbestseller richten sich die magersüchtige Camille, der stotternde Philibert und der übellaunige Franck in den vier Wänden, die sie sich teilen, aneinander auf. So entsteht vor den Augen des Zuschauers eine wundersame Trutzburg gegen die Kälte der Großstadt. Oft charmant, manchmal etwas gefällig, doch mit durch und durch sympathischer Verve lässt Berri nichts unversucht, den Singles dieser Welt Mut zu machen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI