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Archiv-Artikel

„Ich will mich bessern, ehrlich“

Von DAH

FERIDUN ZAIMOGLU kam 1965 mit seinen Eltern nach Deutschland. Als Journalist schreibt er für verschiedene Zeitungen. Lars Becker drehte 2000 den Film „Kanak Attack“, für den Zaimoglu die Buchvorlage lieferte. In seinem ersten Buch „Kanak Sprak“ (Rotbuch) verarbeitete er literarisch die subversive Sprache junger türkischstämmiger Männer in Deutschland. Die Erzählung „Häute“ erhielt den Jurypreis beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb 2003. Letztes Jahr erschien sein Roman „Leyla“ (S. Fischer).

taz: Was war schlecht im letzten Jahr, Herr Zaimoglu?

Feridun Zaimoglu: Bush regiert die Welt.

Was wird besser im nächsten Jahr?

Das Wetter.

Was war für Sie das größte Glück im letzten Jahr?

Meine grundlose Heiterkeit. Der Umbau meiner Mietwohnung.

Was war für Sie das größte Unglück im letzten Jahr?

Mord an Zivilisten im Irak.

Was wird für Sie im nächsten Jahr das größte Unglück sein?

Mord an Zivilisten im Irak, in Afghanistan, in Palästina.

Wo möchten Sie im kommenden Jahr leben?

In Deutschland.

Welche Fehler entschuldigen Sie bei Politikern am ehesten?

Unbeholfenheit, Angestelltenanzüge mit Schulterpolstern.

Welche bei sich selbst?

Ich will mich bessern, ehrlich.

Welche bei der taz?

Es war ein Fehler, den Lieblingsfeind Kai Diekmann als Blattmacher anzustellen. Ist aber verziehen.

Was wäre für Sie das vollkommene Glück?

Wenn Kinder, die ihren Eltern ausgeliefert sind, nicht totgeschlagen werden.

Wer war Ihr Lieblingsromanheld und warum?

Tom Sawyer. Er ist der König der kleinen Strolche.

Wer war Ihr Lieblingsheld in der Wirklichkeit und warum?

Der Prophet Mohammed. Er hat im Namen des einen Gottes den Pfaffen den Krieg erklärt.

Welche Eigenschaften schätzen Sie bei Angela Merkel am meisten?

Konservativ bleibt konservativ.

Was ist Ihre wichtigste Tugend?

Selbstlob stinkt.

Was war Ihre Lieblingsbeschäftigung?

Bücher schreiben.

Welchen Charakterzug vermissen Sie an sich?

Gelassenheit, wenn man mit einer großen Lüge konfrontiert wird.

Was ist Ihr Traum vom Glück?

Ein bisschen Glück.

Wer war Ihr Lieblingsschriftsteller?

Der Dichter Gottfried Benn.

Und wer war Ihre Lieblingsschriftstellerin?

Sie lebt noch: Elfriede Jelinek.

Welches Buch möchten Sie nie lesen?

Bushs Autobiografie. Das nächste Buch von Donna Leon.

Welche historische Persönlichkeit verehren Sie am meisten?

Den Propheten Mohammed.

Welche verachten Sie?

Alle Päpste.

Welche Reform bewundern Sie?

Jede Reform stellte sich als Reförmchen heraus.

Von welcher Reform möchten Sie nie wieder hören?

Agenda 2010.

Wie möchten Sie das nächste Jahr überleben?

Mal sehen, was kommt.

Wie ist Ihre gegenwärtige Geistesverfassung? Warum?

Habe sehr gute Laune. Darf faul sein für ein paar Tage.

Was ist Ihr Motto für das kommende Jahr?

Ich denke nicht an morgen.

Was wünschen Sie sich für Ihr Lieblings-Fußballteam?

Siegen.

Und was, glauben Sie, wird die deutsche Fußball-Nationalmannschaft bei der EM 2008 erreichen?

So sehen Sieger aus …

FRAGEN: DAH