Anklageerhebung gegen Lindner : Eine Bremer Karriere
Andreas Lindner war gerade mal ein Jahr Klinikchef in Bremen-Ost. In dieser Zeit hat er die Klinik laut Staatsanwaltschaft um zehn Millionen Euro geprellt. Alle Achtung, könnte man denken, da war ein Profi am Werk, mit einem Netz an Helfershelfern, die alle wie geschmiert geschwiegen haben. Stimmt: Der Holding-Chef Wolfgang Tissen wurde von Lindner schon vom ersten Monat seines Amtsantritts an mit Schecks bedacht.
Kommentar von Klaus Wolschner
Aufsichtsgremien und Politik haben nichts gemerkt, im Gegenteil. Die Gesundheitssenatorin verfolgte nach einem halben Jahr – mit dem Segen der andern Klinikchefs – das Ziel, Lindner zu befördern. Er sollte Geschäftsführer des großen Klinikums Mitte werden. Die starken Chefs der Klinik-Holding sollten mehr Macht erhalten, so die Absicht. Wie sicher muss sich Lindner gefühlt haben, dass er nicht einmal in dieser Zeit an seinem alten Arbeitsplatz innehielt und vorsichtshalber Spuren verwischte!
Wahnsinnig? Dämlich? Dreist? Oder genial? Eine Erklärung ergibt sich nur aus dem Hinweis, dass Lindner schon zum Amtsantritt ungeheuer unter Druck war – in sechsstelliger Höhe bei der Klinik-Gruppe Marseille verschuldet. Die spannende Frage bei dem jetzt anstehenden Gerichtsprozess ist, wie viel von dem Geld des Klinikums Bremen-Ost letztlich nach Hamburg geflossen ist.