■ Angst vorm Älterwerden?: Wenn man so einsam ist, wird es langweilig
Robin F., 24 Jahre, Folkloretänzer
Ich will 75 Jahre alt werden, weil ich mir vorstellen kann, bis dahin gesund zu bleiben. Ins Altersheim möcht' ich nicht, da hab ich bei meinen Auftritten nur alte Leute gesehen, die nichts mehr von der Realität mitkriegen und alles „so schön“ finden. Ich kenn' viele Omis, die noch fit sind, weil sie gezwungen sind, sich mit ihrem sozialen Umfeld zu beschäftigen. Ohne das hat man nicht viel vom Älterwerden.
Beate M., 48 Jahre, Angestellte
Vor acht Jahren haben wir uns auf dem Land ein Haus gekauft und bauen es gerade um. In zwei Jahren wollen wir dort einziehen und darin alt werden. Und die Schwiegermutter, die wir selbst pflegen, nehmen wir auch mit. Meine Tochter wird sich später mit uns genauso verhalten. Erst kürzlich hat sie geäußert, sie würde es nie zulassen, daß wir in ein Altersheim kommen.
Mahmoud E., 21, und Niko P., 18, Auszubildende
Na ja, man kann nicht ewig jung bleiben. Und dann die ganzen neuen Krankheiten, die's so gibt, die aus Zaire zum Beispiel. Da macht man sich schon mal Gedanken. Man wird alt, man weiß, man ist nicht mehr so elastisch, man sieht schlechter, braucht Krücken. Es kommt drauf an, es ist schön, wenn man noch 'ne Frau hat. Aber wenn man so einsam ist, wird's langweilig. Alleine sein ist schrecklich.
Hans P., 51 Jahre, Bibliotheksangestellter
Ich habe keine Probleme mit dem Älterwerden. Wenn man einigermaßen bewußt lebt, bleibt man gesund. Wenn nicht, muß man eben Vorkehrungen treffen: sich einen Arzt suchen, der bereit ist, dem Leben ein Ende zu bereiten. Ich bin dagegen, daß mit aller Macht Leben von Menschen verlängert wird, denn ich möchte nicht an Apparaturen hängen und zu medizinischen Versuchen benutzt werden.
Corinna E. 38 Jahre, Soziologin
Ich habe Angst vor dem Älterwerden, weil es dann schwierig wird, einen angenehmen Platz in der Gesellschaft zu bekommen. Die älteren Menschen sind eine sozial vernachlässigte Gruppe, und heute werden immer mehr Abstriche gemacht. Ich möchte eigenständig bleiben. Daher würde ich später am liebsten mit mehreren Frauen unterschiedlichen Alters zusammen in einem Haus wohnen.
Gülnar Ö., 15 Jahre, Schülerin
Ich möchte nicht alt werden, höchstens 60 Jahre. Denn wenn man ganz alt ist, hat man nichts Liebenswertes mehr. Die alten Leute hacken immer nur auf den Jüngeren herum. Es ist besser zu sterben, bevor man anderen zur Last fällt. Meine Uroma ist jetzt 85 Jahre alt und hat ihre beiden Ehemänner überlebt. Jetzt ist sie sehr einsam. Ihre Familie lebt hier, sie in der Türkei. Sie hat niemanden mehr.
Umfrage: Anja Sieber
Fotos: Wolfgang Borrs
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen