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Archiv-Artikel

Andrzej Osiak, Generalkonsul Der Kümmerer

Andrzej Osiak

■ 39, ist seit zwei Jahren Generalkonsul der Republik Polen in Hamburg und kümmert sich um Obdachlose.Foto: Privat

Als polnischer Generalkonsul hat Andrzej Osiak eigentlich eher repräsentative Aufgaben. „Ich mache PR für mein Land und möchte, dass Deutsche und Polen sich besser kennenlernen“, sagte er dann auch, als er 2008 seinen Dienst in Hamburg antrat.

Aber dabei beließ er es nicht, denn schon bald nach seinem Amtsantritt kamen immer mehr seiner Landsleute zu ihm ins Konsulat, die ohne Wohnung in Hamburg leben – kein Einkommen, keine Krankenversicherung hatten und meistens keine deutschen Sprachkenntnisse. Der Gesundheitszustand vieler war schlecht, etwa 80 Prozent waren alkoholkrank. Schätzungen gehen von einigen hundert polnischen Wohnungslosen in der Stadt aus. „Es könnten auch 1.000 sein“, sagt Osiak.

Zwei Jahre lang arbeitete der 39-jährige Generalkonsul daran, Hilfe für die Betroffenen zu organisieren. Und jetzt ist er seinem Ziel ein Stück näher gekommen.

Ab sofort kümmert sich die Hamburger Stadtmission um polnische und osteuropäische Wohnungslose. Gemeinsam mit der polnischen Hilfsorganisation „Barka“ und Geldern vom Hamburger Spendenparlament wurde das Projekt „Polnische Streetworker bei Wohnungslosen in Hamburg“ ins Leben gerufen.

„Wir wollen die Betroffenen mit diesem Projekt in ein selbstbestimmtes Leben zurückholen und sie ermutigen, selbst zu entscheiden, wo sie ihre Zukunft auf eigenen Beinen verbringen wollen“, sagte Osiak. Und er zitiert auf der Vorstellung des Projektes gleich noch das passende chinesische Sprichwort: „Gib einem Mann einen Fisch, und er hat tagelang zu essen. Gib ihm eine Angel, und er kann sich selbst ernähren.“ Es gehe ihm nicht darum, die polnischen Obdachlosen mit allen Mitteln in ihre Heimat zurückzuführen, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Das Streetworker-Projekt ist zunächst auf sechs Monate befristet, könnte aber, wenn es nach Osiak geht, auch über diese Zeit hinaus etwas bewirken. Denn er möchte das Projekt auch als Anregung für das deutsche Sozialsystem sehen, um vorhandene Hilfeleistungen zu ergänzen oder zu verbessern.ELENA OCHOA