piwik no script img
taz logo

Archiv-Artikel

Am Uran wird’s nicht scheitern KOMMENTAR VON REINER METZGER

Uran wird noch für viele Jahre reichen: Darauf sollten sich alle einstellen. Wie lange, das hängt davon ab, wie viele Atomkraftwerke weltweit gebaut werden – und davon, wie viel an Vorräten erschlossen werden kann.

Leider scheinen sich manche in der Anti-AKW-Bewegung da falsche Hoffnungen zu machen, sonst hätten Behauptungen à la „Uran reicht höchstens noch für 65 Jahre“ nicht so eine Konjunktur. Sie dienen aber nur der Selbstberuhigung. Zwar würden alle Träume von neuen AKW-Bauten weltweit schnell Makulatur, wenn der Nachschub an Natur-Uran ausbliebe. Doch davon kann keine Rede sein: An mangelndem Nachschub wird die Atomwirtschaft sicher nicht scheitern. Nimmt man die Preise der vergangenen Jahre, dann macht der Brennstoff rund 15 Prozent der Kosten aus, die bei einem Reaktor anfallen. Die Aufwendungen für die Endlagerung werden dabei nicht mit eingerechnet. Aber die Endlagerung wird nun einmal nicht von den Kraftwerksbetreibern, sondern überwiegend von der Allgemeinheit bezahlt. Selbst wenn sich die derzeit schon hohen Uranpreise noch einmal verdoppeln, würde sich die Kalkulation nicht grundsätzlich verändern. Sollte sich der Preis pro Kilogramm Natur-Uran dauerhaft bei einigen hundert Euro einpendeln, dann würden die Geologen überall auf der Welt nach neuen Vorkommen suchen. Und sie würden wohl auch fündig werden. Denn Uran kommt in der Erdkruste an vielen Stellen abbaufähig vor.

Die Umweltbewegung bleibt daher auf ihre eigentlichen Argumente zurückgeworfen: Atomkraft ist und bleibt gefährlich – von der Förderung bis zur Lagerung. Und Atomkraft konkurriert im Energiemix mit den regenerativen Energien. Denn billige Energieträger wie Kohle und Gas werden angesichts lascher Kohlendioxid-Abgaben noch viele Jahre lang bevorzugt werden.

Die Freunde der erneuerbaren Energien wie auch die Gegner der Atomkraft müssen also zusammenarbeiten, um sich gegen die Profiteure der bisherigen Stromerzeugung durchzusetzen. Denn selbst wenn Uran nur noch 100 Jahre reichen würde, so wäre das ein viel zu spätes Ende der Atomwirtschaft. Wer möchte schon so lange auf die nötige Energiewende warten?