Alte Meister (7) : Die Hochöfen der Hölle
Alle Welt redet derzeit in Kopenhagen über das Klima und wie man, wenn’s denn keine Umstände macht und selbst das letzte Bergvölkchen sich einverstanden erklärt, den weltweiten Meeresspiegel so halbwegs auf Sintflutniveau halten kann. Das Gemeine an der Sache ist der historische Entwicklungsvorsprung von runden 200 Jahren, den die westlichen Industrienationen vor saumseligen CO2-Nachzüglern wie China oder Indien haben. Damals, vor runden 200 Jahren, konnte der englische Landschaftsmaler William Turner in London an fast jeder Ecke ein frühindustrielles Idyll einfangen, wie es auf dem vorliegenden Bild einem anonymen Reuters-Fotografen nun auch in Indien gelungen ist. Wir sehen in der Abenddämmerung zu Delhi in den rotglühenden Schlund einer in jeder Hinsicht vorsintflutlichen Schmelzmaschine für Teer – daneben, im impressionistischen Schattenriss nur andeutungsweise zu erkennen: der Mensch, wie gefesselt an die Scholle und mit drohend erhobener Spitzhacke. Ein Sinnbild für das zentrale Dilemma der Klimakonferenz, nämlich den dramatischen Rückstand rückständiger Länder gegenüber anderen Nationen, die ihre Straßen schon gebaut und ihre Schäfchen im Trockenen haben. FRA