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Alkoholverbot im Hamburger NahverkehrHVV trocken

Mitgliedsunternehmen erarbeiten ein Konzept für Alkoholverbot. Bei einer Kundenumfrage des HVV hatten sich 86 Prozent der Kunden für ein Alkoholverbot ausgesprochen.

Ist bald passé: Alkohol im Bus. Bild: dpa

In den Bussen und Bahnen des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV) soll künftig kein Alkohol mehr getrunken werden dürfen. Ein Konzept dafür erarbeiten die Mitgliedsunternehmen nun im Auftrag des Senats. Viele Menschen würden sich bei einem Verbot "sicherer und angstfreier fühlen", teilte die Stadtentwicklungsbehörde mit. Bei einer repräsentativen Umfrage des HVV im August 2010 hatten sich 86 Prozent der Kunden für ein Alkoholverbot ausgesprochen.

Die Debatte um das Verbot war im vergangenen Frühjahr von der SPD eröffnet worden, nachdem die Metronom-Eisenbahngesellschaft in ihren Regionalzügen ein Alkoholverbot durchgesetzt hatte. Außerdem gab es eine öffentliche Diskussion über angeblich zunehmende Gewalt in Bussen und Bahnen, für die der Alkohol verantwortlich gemacht wurde.

Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der HVV-Unternehmen wird jetzt prüfen, ob es Ausnahmen von dem Verbot geben soll - etwa in den schleswig-holsteinischen Regionalzügen. Sie soll Vorschläge machen, wie das Verbot durchgesetzt werden könnte, wie viel Personal dafür nötig ist und wie hoch die Strafe sein soll.

Bei den Fachbehörden, beim HVV und dessen Mitgliedsunternehmen war das Ansinnen zunächst auf wenig Gegenliebe gestoßen. Ein absolutes Verbot sei unsinnig, weil es nicht flächendeckend überwacht werden könnte, hieß es aus der Verwaltung.

"Die Allgemeinen Personenbeförderungsbedingungen reichen vollkommen aus, jemanden, der sich in unseren U-Bahnen daneben benimmt, an die frische Luft zu setzen", erklärte Hochbahn-Chef Günter Elste im November. Ein Einschreiten bei friedlichem Alkoholkonsum könnte eine unnötige Eskalation auslösen.

Zusätzliches Sicherheitspersonal, das freilich nicht nur das Alkoholverbot überwachen würde, könnte die Tickets verteuern. Im Stadtentwicklungsausschuss sprach ein Vertreter des HVV von einer möglichen Preiserhöhung von 2,5 Prozent.

Der HVV schlug eine andere Lösung vor: "Wir wollten 15 Euro von den Fahrgästen nehmen, sofern sie sich unter Alkoholeinfluss rücksichtslos benehmen", sagt HVV-Sprecherin Gisela Becker. Der Senat wünsche ein Verbot.

Die Kundenumfrage gibt ihm Recht: Nur 13 Prozent sprachen sich gegen ein Verbot aus. Selbst 70 Prozent der 16- bis 29-Jährigen stimmten zu. Die meisten Befürworter begründeten ihre Zustimmung mit der Belästigung durch Betrunkene (51 Prozent) oder mit Angst (41 Prozent).

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8 Kommentare

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  • M
    Megatherium

    Klar. Das Alkoholverbot im Metronom hat nach dem Pauli - Werder Spiel ne Menge gebracht und wurde nur von den Bullen vor den Zügen durchgesetzt. Die Securities im Metronom sind doch nicht irre!

    Mal wieder ne nette Symbolpolitiksauce.

     

    @Georg Washuber Entweder gekonnt getrollt oder komm mal klar!

  • F
    Franz

    Bringt doch alles nix. Das Alkoholverbot suggeriert nur ein subjektives Sicherheitsgefühl. Dann lassen sich die Leute eben vorher vollaufen oder trinken heimlich in der Bahn.

  • K
    KATE

    Damit dürften Politiker nicht mehr Bus und Bahn fahren und hätten einen weiteren Grund sich in ihrem dicken Bonzenschlitten durch die Gegend kutschieren zu lassen.

    Und das in Zeiten der Umwelthauptstadt. LOL

     

    Stimmt´s Gerd (anmerkung Bundeskanzler a.D) ?!

     

    Hol mir mal ne Flasche Bier, Flasche Bier die trinken wir;...aber nicht in Bus und Bahn, denn damit darf man bald nicht mehr fahrn.

     

    Nee is nicht ;-(

  • GW
    Georg Washuber

    Ich fordere ein generelles Verbot von Tabak, Alkohol und sonstigen Suchtmitteln. Hierdurch würden sich eine Menge Probleme mit Gewalt und Kosten des Gesundheitswesens von selbst erledigen. Am Beispiel des öffentlichen Nahverkehrs zeigt sich, dass es im Umgang mit gesundheitsschädlichen Substanzen einfach an der nötigen Konsequenz mangelt. Der Bürger weiß am Ende gar nicht mehr, wo er rauchen und trinken darf und wo nicht. Das von mir geforderte streng überwachte generelle Verbot, gültig im öffentlichen wie im privaten Bereich, machte die Lage viel einfacher. Gesundheit muss als höchstrangiges Ziel in unserem Grundgesetz verankert werden, und alle Freiheit hat hinter ihr zurückzustehen.

  • S
    Stroh80

    @Suff: Repression ist besser als gar nichts? What the!?

    Das is quatsch, eindimensional, otto-normal-brainwash-gedacht. Es fährt doch keiner 4 Studen HVV, um sich darin die Kante zu geben. Belästigung durch Trunkenheit hat doch rein gar nichts damit zu tunh, ob Alk im IM Zug konsumiert wird. Die Krawall-gebürsteten sind doch schon VOR der Fahrt betrunken, ey, leude, merkt da noch jemand was oder sind alle schon so breiig in der Birne, dass die echt denken, ein weiteres Verbot würde so ein komplexes, vielschichtiges Problem lösen? Das ist so blind aktionistisch, aus den Augen aus dem Sinn, boa hey, auf diesen Aufreger erst mal n Schnaps!

  • P
    pablo

    und damit ist die nächste preis erhöhung beim hvv beschlossene sache. wer angst vor einer offenen dose bier hat sollte sich fragen woher die angst vor der dose kommt. die leute haben also angst vor alkoholkonsumenten und trinken zum größten teil wohl selbst gerne mal das eine oder andere glas. sind die zahlen wirklich so viel größer geworden oder erfahren wir nicht eher schneller und öfters als früher von gewlt unter alkohol einfluss? wenn der hvv wirklich für sicherheit sorgen will dann sollen sie doch bitte wieder zugbegleiter einstellen und die bahnhöfe mit personal besetzen dann weiß man auch wofür man mehr bezahlt. an die ängstlichen nochmal gefragt habt ihr angst vor einem betrunkenen oder vor einem der trinkt? erwartet ihr jetzt ein alkohol verbot auf der strasse weil ihr euch ja sonst so unsicher fühlt? oder ist es der geruch des bieres der euch ängstigt? wo vor habt ihr angst? oder ist nur ein unwohlgefühl? ich kann die angst nicht nachvollziehen. vielleicht ist ja einer der "ängstlichen" bereit uns über seine konkrete angst zu informieren.

  • SG
    Suff gesamtgesellschaftlich !

    Deutschland will doch ein " Land der Dichter und Denker " sein ? Würde sagen nach " PISA " und den Berichten der WHO ( UN - Gesundheit , Genf ) ist dieses Land der Trinker ( gemeint ist nicht Mineral-

    wasser ) !

     

    Dieses wird immmer Arbeitslosen , " Unterschicht " und perspektivlosen nachgesagt. Dabei ist es ein Massenphänomen aller Schichten durch und das schon am frühmorgens auch Erwachsene mit einer Flasche Korn auftauchen ( nicht nur in der U - Bahn ).

     

    Auch hier ist das Problem nicht individuell, sondern gesellschaftlich bedingt :

     

    Perspektivlosigkeit , Druck , Abbau von Angst und Scham , Geistige und seelischer Verarmung und Verblödung , Vorbildhafigkeit von Prominenz fehlt vollkommen es handelt sich auch hier um " Sternchen "

    aber um keine echte Prominenz in Kirche , Politik,

    Kultur, Sport , Wirtschaft , Medien usw.

     

    Der Versuch der HVV dieses zwar repessiv zu lösen ist zwar auch kein richtiger Ansatz - halt

    Symptomarbeit - aber besser als gar nichts !

  • WR
    Weiße Rose

    Das sollte erst der Anfang sein!

    Unter Alkoholeinfluss passieren tagtäglich einfach zuviele Gewalttaten. Die freie Verfügbarkeit von Alkoholika sollte drastisch eingeschränkt und Alkohol muss erheblich verteuert werden, auch wenn die Volksverblödung durch Alkoholismus einigen gut ins politische Kalkül passt!