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Archiv-Artikel

ARNAUTOVIC, TALENTIERTER ÖSI Der schwer Erziehbare

Marko Arnautović, 21

■ der hochbegabte Österreicher hat schon für Twente Enschede und Inter Mailand gespielt

Foto: dpa

Mehr als sechs Millionen Euro hat Werder Bremen für Marko Arnautović ausgegeben. Gut angelegtes Geld, da war man sich sicher. Eilt dem 21-Jährigen doch der Ruf voraus, der beste österreichische Fußballer aller Zeiten werden zu können. „Es gab einen Krankl, einen Herzog, einen Polster, aber er stellt sie alle in den Schatten, wenn er sein Potenzial abruft.“ Das hatte der Ex-Werderaner Andreas Herzog über seinen Landsmann gesagt. Arnautović eilt aber auch der Ruf des schwer Erziehbaren voraus. Werder schien sich da keine Sorgen zu machen. Man hat schließlich jahrelange Übung, verhaltensauffällige Egozentriker zu Teamplayern zu erziehen.

Es ist gar nicht so, dass Arnautović schlimme Dinge anstellte. Es ist eher so, dass den Betrachter das Gefühl beschleicht: Dieser Mensch ist so gar nicht gruppenkompatibel. Und es ist verdächtig, dass er selbst alle paar Wochen von Läuterung spricht.

Vorige Woche hat Arnautović für Österreich gespielt, sein Potenzial abgerufen und zwei Tore geschossen. Das schien ihm zu reichen. Am Samstag gegen Freiburg spazierte er lust-, ideen- und torlos über den Rasen. Immerhin gab er nachher zu: „Ich kann es viel besser.“

In Wien hat er für fast jeden höherklassigen Klub gespielt. Lange hielt man es nie miteinander aus. „Ich war schwierig, hab oft das Training geschwänzt“, sagt Arnautović. Dabei hatte er doch nichts anderes als den Fußball. Als Kind ist er mit dem Ball im Arm Schlafen gegangen. Man weiß nicht, was aus ihm geworden wäre, wenn er nicht so gut tricksen und schießen könnte.

Mit 17 wechselte er zu Twente Enschede. Dort feierte man ihn als „neuen Zlatan Ibrahimović“. Chelsea wollte ihn verpflichten, nahm aber aufgrund einer Verletzung Abstand davon. Inter Mailand versuchte es trotzdem mit ihm. Arnautović zog um die Dörfer, und zog sich den Zorn José Mourinhos zu. Als Arnautović in Bremen vorgestellt wurde, sagte er: „Bislang war Mourinho für mich der beste Trainer der Welt, jetzt ist es Thomas Schaaf.“ Weniger geschickt war die Aussage, dass Werder für ihn sowieso nur eine Übergangsstation sei.

Schaaf verdonnerte ihn gleich im Trainingslager zu Liegestützen. Zum Nachdenken sollte der Egomane die Zeit nutzen. Aber das Nachdenken ist nicht seine herausragendste Eigenschaft. „Er ist ein guter Kerl, aber er hat einen Kopf wie ein Kind“, sagte Mourinho über Arnautović. Das Kind im Körper eines Bodybuilders probiert auch bei Werder lieber Kunststückchen statt sich um Integration zu bemühen. „Wenn er nicht verinnerlicht, dass wir nur als Gemeinschaft bestehen können, hat er keine Zukunft bei Werder“, sagte Klaus Allofs unlängst. Und sein Förderer Andreas Herzog meint: „Wenn er es in Bremen nicht schafft, dann schafft er es nirgendwo.“ SVEN BREMER