ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI : E.T. ist ein Mörder
Diese Schweizer Fastnacht ist kein Spaß. Und zwar nicht nur, weil da ein Mörder, mal als Sensenmann, mal als E.T. verkleidet (machen Sie die Augen zu, wenn Sie E.T. nach diesem Film noch gern haben wollen), meuchelnd durch die feiernde Menge zieht.
Regisseur Dany Levy („Alles auf Zucker“), der mit „Schmutziger Donnerstag“ sein „Tatort“-Debüt gibt, inszeniert die Luzerner Fastnacht als surrealen, morbiden Albtraum, Spaß und Horror sind immer nur Zentimeter voneinander entfernt. Da wacht eine Prostituierte (Carol Schuler) mit Würgemalen am Hals in einem Hotelbett auf. Der Mann, der sie gerade misshandelt hat, steht daneben, in einem albernen Kostüm. Als er kurz darauf als erstes Opfer erstochen wird, geht sein Sterben still im schrillen Lärm der Menge unter. Und hinter E.T.s Kulleraugengesicht steckt der Mörder. Die Ungeheuerlichkeit, die sich hinter der Fassade der Harmlosigkeit versteckt, ist es, die verstört.
Kommissar Flückinger (Stefan Gubser) traut alten Bräuchen auch nicht über den Weg. Und so macht es zwischen dem ganzen Gruseln und Zähneklappern ziemlich viel Spaß, dem Kommissar dabei zuzuschauen, wie er seine Abteilung zusammenfaltet, weil die Leute fastnachtsbesoffen hinter ihren Schreibtischen hängen – um sogleich in den nächsten, sorgfältig maskierten Abgrund zu blicken: in den des Schweizer Zunftwesens, in das die Spur des Mörders führt. Aber Plot und Motiv (ganz einfach: Rache) sind eigentlich egal. „Jeder hat zwei Gesichter“, sagt einer der Zünftler sibyllinisch zu Flückinger. Und darum geht’s natürlich: um die Zünfte, die Integrität nur predigen. Und um die Fastnacht, deren Fröhlichkeit eine hohle Fratze ist. Ach ja, und ganz nebenbei auch noch um Homophobie, wenn Ko-Ermittlerin Liz Ritschard (Delia Mayer) ihr Lesbischsein versteckt.
Hauptsache, Sie gucken jetzt keine Prunksitzungen im Dritten. Sie könnten sich gruseln.
■ Luzern-„Tatort“: „Schmutziger Donnerstag“; So., 20.15 Uhr, ARD