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Archiv-Artikel

ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI Gut gegen den Teufel

Falls es eine Hölle gibt – im Jahr 1987, als sich der Erste Golfkrieg gerade seinem Ende näherte – muss sich ihr Vorhof in Bagdad befunden haben.

Es ist tatsächlich ein Inferno, das Regisseur Lee Tamahori („James Bond 007: Stirb an einem anderen Tag“) in „The Devil’s Double“ von 2010 entwirft: Es geht um eine dekadente Herrscherclique, denen die Kalaschnikow recht locker sitzt. Am irrsten, das Hirn reichlich koksvernebelt, treibt es Udai (Dominic Cooper). Der älteste Sohn von Diktator Saddam Hussein vögelt sich quer durch Bagdad. Und wenn sein neuestes Spielzeug ihm dann nichts mehr taugt, landet es schon mal mit Würgemalen am Hals neben einer staubigen Piste.

Weil er sich so auf Dauer Feinde macht, braucht er einen Doppelgänger, beschließt Daddys Geheimdienst. Die Wahl fällt auf Latif Yahia (ebenfalls Dominic Cooper), der selbst allerdings keine Wahl hat: Spielt er nicht mit, stirbt seine Familie. Latif spielt mit – und doch auch sein eigenes Spiel, das Udai am Ende zum Verhängnis wird.

Womit also das Setting bereitet wäre für allerfeinstes Popcornkino: Gut gegen den Teufel persönlich. Aber schlau gemacht ist es: Tamahori hatte zwar für seinen Film eine nur allzu realgetreue (wenn auch ob ihres Wahrheitsgehalts umstrittene) Vorlage – nämlich die Memoiren des echten Latif Yahias. Trotzdem inszeniert er seinen klassischen Thriller hart an der Grenze zur Groteske: Udai wirkt manchmal eher wie ein böser Clown denn wie der Teufel. Was seine für irgendwen meist tödlichen Wutanfälle nur umso bedrohlicher wirken lässt.

Da freut man sich also über einen so verspielten Umgang mit dem Genre Actionkino. Und verzeiht manch zweifelhafte Ästhetik, wie dass die Dokumentarbilder aus den Golfkriegen, die hier und da eingespielt werden, mit elegantem Electro unterlegt werden. Aber irgendwie soll einem wohl das Popcorn auch nicht im Hals stecken bleiben.

„The Devil‘s Double“; So., 22 Uhr, Pro7