ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI : Nimm das, Heimatkrimi!
Die Provinz hat’s wahrlich schwer im deutschen Krimi: Entweder sie kriegt durch klischierte Schmunzelkost (ZDF-Serie „Friesland“: tapsige Dorfpolizisten, lange Deiche, platte Witze) eins reingewürgt – oder sie darf so trostlos daherkommen, wie sie nun mal tatsächlich vielerorts ist. Der ARD-Samstagskrimi „Harter Brocken“ (Regie: Stephan Wagner, Buch: Holger Karsten Schmidt) entscheidet sich für Letzteres – was an sich schon mal ein Pluspunkt ist.
Der Nebel wallt also reichlich über dem Harzstädtchen St. Andreasberg, die Gassen sind zu eng, die Häuser zu klein, und den Geschwistern Riemann hat die Wende übel mitgespielt. Vermögen futsch, „im Westen“ hat’s nicht geklappt mit der Existenzgründung: Geführte Wandertouren wollten sie anbieten – das gab’s im Harz wohl schon. Als Vanessa Riemann (Anna Drexler) mitten im Wald dann zwei vermeintliche Wanderer mit 1,4 Millionen Euro im Rucksack über den Weg laufen und sie wenig später angeschossen unter einer Fichte stirbt, kann sie ihrem Bruder Marco (Godehard Giese) gerade noch die monetäre „Lösung all unserer Probleme“ übergeben. Dorfsheriff Frank Koops (Aljoscha Stadelmann) hat nun seinen – so scheint es, als er entgeistert auf die Leiche starrt („Eine Kugel?!“) – ersten Mordfall zu lösen.
Gut, hier und da wird dramaturgisch ein wenig mit der Brechstange gearbeitet oder ein Spin zu viel eingebaut, aber dafür sind die Dialoge in diesem Krimi mitunter wirklich großartig. Da sitzt Koops abends mit einem Dörfler in der Kneipe beim Halma (!), und man fragt sich mal einfach so zwischen zwei Korn, warum man eigentlich nie geheiratet habe. „Beim mir liegt’s an meinem IQ, ich bin zu klug“, überlegt Koops’ Mitspieler. Koops guckt. Und sagt: „Das Problem ist bloß, das ändert sich nie.“ Und nach einer Pause: „Der Verlierer fängt an.“
Einen zweiten Mordfall für Frank Koops, bitte!
■ „Harter Brocken“; Sa., 20.15 Uhr, ARD