AMERICAN PIE : Die lädierte Lösung
BASKETBALL Dallas verpflichtet Peja Stojakovic – aber es ist fraglich, ob der Serbe die Verletzungssorgen der Mavericks wird lösen können
Im europäischen Fußball geht das ja so: Hat ein Spitzenklub Verletzungssorgen, dann greift er in die Portokasse und sucht einen Ersatz. So wie momentan Real Madrid: Der Club befindet sich nach dem Ausfall von Gonzalo Higuaín auf Shopping-Tour. Weil der HSV Ruud van Nistelrooy nicht abgeben mag, soll nun angeblich sogar Miroslav Klose von Bayern München auf der Wunschliste stehen.
Im nordamerikanischen Profisport ist das nicht ganz so einfach. Weil die Rechte an Spielern im Draft verteilt werden und die Ligen meist eine Gehaltsobergrenze vorgeben, müssen zum Teil absurde Klimmzüge veranstaltet werden, um neue Spieler zu verpflichten. Ein gutes Beispiel für die seltsamen Verrenkungen lieferten nun die Dallas Mavericks, der Arbeitgeber von Dirk Nowitzki: Zuerst verletzte sich der Deutsche und dann mit Flügelspieler Caron Butler auch noch ein zweiter wichtiger Akteur. Nowitzki ist zwar seit einigen Tagen wieder im Einsatz, läuft allerdings sichtlich noch nicht richtig rund. Butler aber fällt für den Rest der Saison aus.
Manager Donnie Nelson machte sich auf die Suche nach Ersatz. Und wurde fündig: Mit Peja Stojakovic war gerade einer besten Europäer, der je in der NBA spielte, von den Toronto Raptors entlassen worden. Doch Dallas konnte den Serben nicht einfach so verpflichten: Erst einmal musste Nelson einen Platz im Kader freischaufeln, denn jedes NBA-Team darf nur eine gewisse Zahl an Profis unter Vertrag nehmen. Diese Zahl variiert zwischen regulärer Saison und Playoffs, Ausnahmen gibt es unter Umständen für Verletzte. Aber das System ist so kompliziert, dass jeder Klub meist einen Spezialisten allein dafür beschäftigt, sich durch die Untiefen der Regularien zu wühlen.
Die Mavericks lösten das Problem, indem sie ihren vierten Center Alexis Ajinca an die Raptors abschoben. Im Gegenzug erhielten sie die Rechte an einem Profi namens Georgios Printezis, aber der spielt momentan in Spanien. Ob der griechische Nationalspieler jemals für die Mavericks auflaufen wird, ist mehr als fraglich: Aktuell ist er nur Verschiebemasse, um einen Kaderplatz für Stojakovic zu schaffen.
Der war noch gar nicht richtig in Dallas angekommen, da wurden auch schon die ersten kritischen Stimmen laut, ob der 33-Jährige die Probleme der Mavericks würde lösen können. Die sind nach der Verletzung des explosiven Butler zu leicht auszurechnen. Es fehlen vor allem verlässliche Distanzschützen, die Nowitzki anspielen könnten, wenn die gegnerische Abwehr sich mal wieder nur auf ihn konzentriert.
Für diese Aufgabe scheint Stojakovic der Richtige, schließlich hat er in seiner zwölfjährigen NBA-Karriere 40 Prozent seiner Würfe von jenseits der Dreierlinie versenkt. Bisher allerdings beschränken sich seine Aktivitäten darauf, das Training der Mavericks zu beobachten: Stojakovic ist noch verletzt, Dallas ist nach New Orleans und Toronto bereits sein dritter Klub in dieser Saison, in der er nur acht Spiele hat bestreiten können.
„Wir müssen Geduld haben“, gibt auch Manager Nelson zu, „und Peja erst einmal in Form bringen.“ Dann aber könnte sich der Neuzugang zu „einer willkommenen Ergänzung“ entwickeln. Das allerdings bezweifeln viele, denn Stojakovic plagt sich seit Langem mit einem lädierten Rücken und Knieproblemen. Zum Korb kann er kaum noch ziehen, und als Verteidiger ist er ein ziemlicher Ausfall. „Aber er ist immer noch einer besten Distanzschützen, die es gibt“, sagt Dallas-Center Tyson Chandler, „und so einen brauchen wir gerade“. Ein anderer ist so leicht auch nicht zu finden. THOMAS WINKLER