AIDS-BEKÄMPFUNG: DIE ERFOLGE ZEIGEN, DASS SICH DER EINSATZ LOHNT : Das segensreiche Paradox
Es ist möglich, Aids in den Griff zu bekommen. Der neue Welt-Aids-Bericht der UNO kommt zu einer Zeit, in der die internationale Aufmerksamkeit für die mörderische Pandemie eher gering ist – und zugleich die internationalen Bemühungen, in der Praxis etwas gegen Aids zu tun, so erfolgreich sind wie nie zuvor.
Dieses segensreiche Paradox beweist, dass bei der Aidsbekämpfung etwas ganz Einfaches funktioniert, dessen Wirksamkeit ansonsten gerne bestritten wird: Es ist durchaus möglich, gegen ein Problem die geeigneten Maßnahmen erst auf empirischer Grundlage herauszufinden, dann Konzepte dafür zu entwickeln und diese schließlich erfolgreich umzusetzen. Dazu gehört ein resoluter Praxisbezug sowie die Fähigkeit, Finanzen und Personal zu mobilisieren. In der Aidsbekämpfung lautet das Erfolgsgeheimnis eben doch „mehr Geld“ – allen Unkenrufen über angeblich immer wirkungslose Entwicklungshilfe zum Trotz.
Was getan werden muss, damit aus dem Abschwächen der Ausbreitung von Aids ein Rückgang wird, ist klar: Nicht nur wenige Kranke brauchen Behandlung, sondern alle. Nicht nur wenige Jugendliche brauchen Aufklärung, sondern alle. Nicht nur wenige Zielgruppen brauchen Präventionsmaßnahmen, sondern alle. Letztendlich mündet der Kampf gegen die Ausbreitung von Aids in die Notwendigkeit, auch in den ärmsten Ländern ein universelles Gesundheitswesen einzurichten.
Dies natürlich nicht nur wegen Aids, sondern auch wegen der nicht minder mörderischen Tropenseuchen wie Malaria und den tödlichen Konsequenzen von Nahrungs- und Trinkwassermangel. Es ist inakzeptabel, dass weite Teile der Weltbevölkerung immer noch keinen Zugang zu gesundheitlichen Basisdiensten haben, dass Menschen ohne reguläres Geldeinkommen an einfachen Infektionskrankheiten sterben, dass in den wuchernden Metropolen der Welt ärztliche Versorgung und Hygiene Luxusgüter darstellen. Die Aidsbekämpfung wird auf Dauer erst dann erfolgreich sein, wenn sie irgendwann ihren Charakter als Sonderprogramm hinter sich lassen kann. DOMINIC JOHNSON