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Archiv-Artikel

AFRIKAS KOMMISSIONSPRÄSIDENT FÜRCHTET UM AFRIKAS ZUKUNFT Abgesang auf die Hoffnung Europa

Keine zwei Monate ist es her, da vereinbarten die Präsidenten der Europäischen und der Afrikanischen Union feierlich in Brüssel eine umfassende europäische Strategie für Afrika. José Maria Barroso und Alpha Oumar Konaré betonten am 12. Oktober in Brüssel stellvertretend für ihre Kontinente die Notwendigkeit einer neuen Partnerschaft zwischen Europa und Afrika – unter dem Eindruck der dramatischen Vorfälle an den Grenzen der spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, wo afrikanische Migranten mit brutaler Gewalt von der Einreise in europäisches Gebiet abgehalten wurden.

Jetzt hat Alpha Oumar Konaré in einer dramatischen Rede klargemacht: Es ist alles heiße Luft. Afrika brennt, sagte er; der Kontinent verarmt weiter, die Jugend greift zur Gewalt, und bald werden aus hunderttausenden Migranten Millionen werden. Seine schonungslose Bestandsaufnahme richtete sich in erster Linie an die Regierungen Afrikas. Aber es war auch ein Abgesang auf die Hoffnung Europa. Nur mit eigenen Institutionen und eigenen Initiativen habe Afrika eine Zukunft.

Seit Oktober hat sich mehrmals erwiesen, dass die europäisch-afrikanische Zusammenarbeit auf der Stelle tritt. Der Barcelona-Gipfel der Anrainerstaaten des Mittelmeerraums am vergangenen Wochenende wurde von den meisten Ländern des Südens boykottiert und verstrickte sich in Streit um Terrorismus. Der gleichzeitig stattfindende Commonwealth-Gipfel in Malta hätte Impulse zur Umsetzung einiger der Afrika-Reformideen von Tony Blair sein können – er stand unter dem Zeichen der Krise afrikanischer Demokratisierungsversuche, vor allem wegen Repression im nächsten Gipfelland Uganda. Dieses Wochenende soll in Mali der franko-afrikanische Gipfel über „Afrikas Jugend“ debattieren – und hier sorgt Frankreichs zunehmende Neigung zur Verklärung der eigenen Kolonialvergangenheit für Misstöne.

Wo so viele Chancen verpasst werden, darf Afrikas führender Politiker ruhig einmal drastisch werden. Wenigstens hat er sich klar ausgedrückt. Das ist mehr, als man von seinen europäischen Kollegen sagen kann. DOMINIC JOHNSON