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Archiv-Artikel

40 stunden und mehr Arbeitslos heißt machtlos

Wir erleben die Geburt des niederrheinischen Kapitalismus: Der Arbeitsplatz wird mit den letzten Mitteln verteidigt – das geht vor allem auf Kosten von Arbeitslosen. Sie sind stets die ersten Verlierer, wenn es um Wochenarbeitszeit geht.

KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN

Einst erstritt die IG Metall im Namen der Joblosen die 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Doch der sorgte dann dafür, dass Arbeitsplatzbesitzer in weniger Zeit das Gleiche leisteten und Unternehmer auf Neueinstellungen verzichteten.

Nach der Siemens-Einigung freuen sich die Arbeitgeber an Mehrarbeit zum Nulltarif. Grenzenlos funktioniert ihre Drohung mit der industriellen Reservearmee noch besser. Jedenfalls so gut, dass Siemens-Mitarbeiter zur Erhaltung ihrer Arbeitsplätze alles tun. Ein Trost bleibt auch denen, die auf Jobs hofften, die durch die unbezahlte Mehrarbeit der Ex-Kollegen für immer geraubt wurden: Der Selbstausbeutung in Kamp-Lintfort sind Grenzen gesetzt – so billig wie in Ungarn können sie nicht schrauben. Als nächstes frisst der niederrheinische Kapitalismus seine Erfinder.