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40 Jahre Festival und immer noch kein Grund zum Feiern

Vielleicht sind die Schotten nicht so jubiläumsbewußt wie die Deutschen: Das Festival erlebt sein 40. Jahr, und nirgends wird diese Tatsache bislang erwähnt. Die Regierung Großbritanniens hatte 1947 eine der typischen, kulturoptimistischen Nachkriegsideen: Durch Kunst sollte Europa versöhnt werden; verschiedene Städte kamen für ein internationales Festival in Frage, Edinburgh bekam den Zuschlag. Freie Theatergruppen, die es auch vor 40 Jahren gab, wurden nicht eingeladen. Sechs schottische und zwei englische Gruppen nutzten die Anwesenheit von Publikum und Presse, mieteten kurzerhand theatertaugliche Räume und spielten. Ohne Eintrittskarten, ohne Programmhefte, auf eigenem Risiko und ohne Koordination. „Ungefähr zehn Jahre lief das ziemlich einsam vor sich hin, nur langsam anwachsend“, erzählt Mhairi Mackenzie–Robinson, die Leiterin des Festivals. In den sechziger Jahren müssen es wohl 50–60 Gruppen gewesen sein, meist Studententheater. Viele Schauspieler und Komiker, die heute in Großbritannien berühmt sind, haben ihre Fringe– Zeit hinter sich gebracht. Ein Mitglied der „Oxford Theatre Group“ - die auch jetzt noch zu den Fringe–Stammgästen zählt - hatte 1959 die Idee, aus Freiwilligen eine Art Organisationskomitee zu bilden. Kulturbeflissene Ärzte, Rechtsanwälte und Lehrer gaben ihr Telefon für Kontakte mit Künstlern frei, verschickten alle zwei Monate Rundbriefe an Theaterleute. Da das Festival weiter wuchs, war 1969 die Gründung einer Gesellschaft (Festival Fringe Society) notwendig; man stellte halbtags einen Koordinator ein, der Jahre später ganztags bezahlt werden konnte. Heute hat das Festival zwei ganzjährig arbeitende Chefinnen und 60 Mitarbeiter, die nur während des Festivals arbeiten.

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