4 Dinge, die wir von Bettina Gaus gelernt haben:
1 Nimm dir den Raum, den du zum Rauchen brauchst
Es war November 2016, die Nacht, in der Donald Trump gewählt wurde. Wir waren live dabei, noch in der Rudi-Dutschke-Straße. Es war spät, die Stimmung kippte mit der Zahl den Staaten, die sich rot färbten. Wir mussten rauchen. Aber in der taz gab es keinen Raucherraum. Dafür ein eigenes Büro der Vizechefredakteurinnen. Also saßen wir bis spät in der Nacht da drin, in der kleinen Raucherinnenoase. Und obwohl alles an dem Abend falsch war, fühlte es sich so richtig an mit Dir in diesem Zimmer, in diesem Haus.
2 Geh da hin, setz dich rein
Männer sind durchsetzungsfähig – Frauen wahlweise zickig, schrullig oder quotiert. Von dieser Sorte männlicher Haltung muss Dir tonnenweise in Talkshows begegnet sein. Du machst das ja auch schon seit Zeiten, in denen noch nicht zwingend Frauen für politische Gesprächsrunden gesucht wurden, weil eine halt dabei sein muss. Nie (oder hoffentlich selten) bist Du der Illusion erlegen, die Gedanken des Typen neben Dir könnten gewichtiger sein als Deine eigenen. Bei uns hast Du unzählige Leitartikel und Kolumnen damit gefüllt.
3 Sage, was dir wichtig ist
Fernsehtalkshows sind ein Format, in dem manche unfreiwillig lernen, dass es auch ein Fehler sein kann, auf Fragen gezielt antworten zu wollen. Du weißt das. Und Du siehst das. Du hast gesagt: „Nimm dir drei Dinge vor, die du auf jeden Fall sagen willst. Die anderen hören dir eh nicht zu – warum solltest du auf sie eingehen?“ Vielleicht ist das ja im ganzen Leben so: Man muss unterscheiden können zwischen der Talkshow und der Gelegenheit, in der es auf das Gespräch ankommt.
4 Mach, dass die Party zu deiner wird
Du kannst Parteitage. Du kannst tagelang in Hallen ohne Tageslicht und in trockener Luft überleben, kämpfst auf mysteriöse Weise nie gegen die Technik an, wenn Du Deinen Text schicken sollst. Mit einem einzigen Blick findest Du die Funktionäre, die Dir alles erzählen, was hinter den Parteikulissen schiefläuft. Und nachher trägt Dir jemand den Koffer.
Liebe Bettina, das ist heute allen Ernstes Deine letzte Kolumne für die taz. Du wirst weiter schreiben, aber nicht mehr für uns. Ab jetzt streitest Du im Spiegel für demokratischen Anstand und anständigen Abstand von der Aufregung des politischen Betriebes. Du wirst fehlen, auf dieser Seite, in der taz, uns. Wir wünschen Dir trotzdem und erst recht: Viel Erfolg!Barbara Junge, Katrin Gottschalk und Ulrike Winkelmann, taz-Chefredaktion
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen