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1,8 Mio. sparen bei Höhlenforschern und Co sparen

■ Niedersachsen verabschiedet sich aus Spargründen aus Verbänden und Vereinen

Hannover Die Höhlenforscher in Deutschland müssen demnächst wahrscheinlich ohne Unterstützung aus Niedersachsen auf Entdeckungsreise gehen. Grund: Das Land muß wegen eines Milliardenlochs im nächsten Haushalt sparen und wird wohl die 60 Mark Jahresbeitrag für den Verband der Höhlen- und Karstforscher streichen. Mehr als 150 Vereine bundesweit jetzt müssen damit rechnen, daß Niedersachsen seine Mitgliedschaft bei ihnen quittiert.

Das Kabinett hat beschlossen, jeden Beitrag des Landes an Vereine, Verbände und Gesellschafte zu prüfen. Wo immer möglich, steht ein Austritt an. Insgesamt summieren sich die Mitgliedsbeiträge des Landes auf fast 1,8 Millionen Mark im Jahr. Den Vereinsrekord hält mit 1,56 Millionen Mark das Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Besonders teuer ist der Beitrag für die Stiftung Lesen. Das Land sitzt im Stiftungsrat und hat sich verpflichtet, drei Jahre lang mindestens 50.000 Mark pro Jahr zu berappen.

Mehr als 50.000 Mark erhält der Deutsche Bühnenverein in Köln. Direktor Rolf Bolwin gibt aber zu bedenken: „Wenn Niedersachsen bei uns austreten würde, dann müßte es sämtliche Tarifverträge an Bühnen selbst abschließen“.

Also werden gerade die kleinen Vereine unter die Lupe genommen. Landesmittel fließen in die Gärten der Pilzkundler oder Orchideenzüchter, die Mühlenschleusengesellschaft, die Kommission für Bienenbotanik und die Deutsche Reitschule. Über 40 Mark freut sich die Förderungsgemeinschaft Futtersaaten. Auch Ministerpräsident Schröder pflegt für 1.600 Mark fünf Mitgliedschaften, unter anderem beim Kunstverein Hannover, dem Kinderschutzbund und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.

Für kleine Vereine heißt ein Ausstieg des Landes nicht gleich das Aus. Aber auch für ein Mitglied wie das Land Niedersachsen gelte „Kleinvieh macht auch Mist“, sagt Eberhard Jüttner vom Verband Deutscher Naturparks (VDN). Sein Verband bekommt immerhin 2.600 Mark pro Jahr. Sparen kann das arme Land leicht bei Doppelmitgliedschaften. So bekommt die Floristisch Soziologische Arbeitsgemeinschaft vom Umwelt- und Wirtschaftsministerium den Jahresbeitrag. Die Zugehörigkeit zum Deutschen Betonverein erlaubt sich dagegen nur der Wirtschaftsminister. Beate Bäumer, dpa

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