17. juni und der rias : „Berlin spricht zur Zone“
Am Aufstand vom 17. Juni war der „Rundfunk im amerikanischen Sektor“ (Rias) aktiv beteiligt. Er war über Mittelwelle in der gesamten DDR zu hören. So prangerte der Sender die von der SED geforderte Übererfüllung der Normen schon von 1. Januar bis zum 31. März 1953 kontinuierlich an. In den Sendungen „Werktag der Zone“ und „Berlin spricht zur Zone“ wurde diese Politik der SED mehrfach behandelt und kommentiert. Im offiziellen Tätigkeitsbericht des Rias in der Zeit vom 16. Juni bis zum 23. Juni wird dazu festgestellt: „Durch die Erhöhung der Normen versucht das Regime, alle Fehler, die es bei der Planung begangen hat, und zugleich die Kosten für die Aufrüstung auf die Arbeiter abzuwälzen.“
Eine Auffassung, die bewusst im Hinblick auf mögliche Streiks verbreitet wurde: „An Hand von Beispielen aus Betrieben der Sowjetischen Besatzungszone konnte der Rias Möglichkeiten eines Widerstandes (…) zeigen.“ Noch am Morgen des 16. Juni sendete der Rias einen programmatischen Beitrag: „Wer heute noch als Parteisekretär Normenerhöhungen diktieren will, stiftet durch sein diktatorisches Auftreten nur Unfrieden.“
Die DDR-Presse kommentierte die Politik des Rias in ihrem Sinne. So schrieb am 19. Juni die Tägliche Rundschau: „Die westlichen Organisatoren der Provokation versuchten ununterbrochen, das Vorgehen der auf den Straßen Versammelten zu leiten. So gab zum Beispiel der Rias den Demonstrationsteilnehmern pausenlos Direktiven, wie sie vorgehen müssen.“
Und der kommunistische Sender Radio Berlin erklärte, „dass es zu den Unruhen niemals gekommen wäre, wenn nicht die Sendungen des Rias gewesen wären“. ARNO FRANK