100 Tage Metrolinien : Von Schlangen und Bussen
Seit hundert Tagen schmücken sich Trams und Busse mit dem Namen „Metrolinien“. Seither hat die BVG 4,5 Millionen mehr Passagiere im Vergleich zum Vorjahreszeitraum transportiert. Gleichzeitig haben die BVG-Planer 19.000 schriftliche und mündliche Kundenbeschwerden erhalten. Was sagt uns das? Verdeutlichen wir es mit einem Vergleich.
KOMMENTARVON MATTHIAS LOHRE
Warteschlangen und öffentliche Verkehrsmittel haben etwas gemeinsam. Wer etwa im Supermarkt an der Kasse steht und sich umschaut, hat schnell das Gefühl, in der langsamsten Schlange zu stehen.
Das muss aber gar nicht stimmen. Denn Menschen reagieren äußerst empfindlich, wenn sie sich benachteiligt fühlen. An Ungerechtigkeit erinnert sich auch der Vergesslichste wie ein Elefant.
Das Gleiche gilt für öffentliche Verkehrsmittel. Die halbe Stunde nächtliche Wartezeit an der verregneten Haltestelle haftet vielen im Gedächtnis wie der erste Kuss. Hingegen geraten die ungezählten Male, an denen der Bus oder die U-Bahn pünktlich kam, in Vergessenheit wie Atlantis. Was uns dieser dämliche Vergleich sagen soll?
Dass die Metrolinien nicht so schlecht sind wie ihr Ruf. Es ist richtig, wenn sich Kunden beschweren, deren Haltestelle nicht mehr angefahren wird. Dem Druck geben die Verkehrsbetriebe seit Wochen nach. Aber der überwältigenden Mehrheit der BVG-Kunden geht es nicht schlechter als zuvor. Zudem führen verstärkte Fahrkartenkontrollen zu mehr Einnahmen – und damit zu geringeren Kosten für die Berliner SteuerzahlerInnnen.
Dabei gibt es weitere Dinge, die den Protest lohnen. Bis 2007 sollen alle 1.300 BVG-Busse mit Videokameras ausgestattet werden. Warum gibt es dagegen keine 1.000 Beschwerden?