: Bunte Randale am Rathaus
PROTEST Farbbeutel aufs Rathaus Neukölln, in Erinnerung an den Tod von Oury Jalloh
Erneut hat es im Zusammenhang mit dem vor zehn Jahren bei einem Brand in einer Dessauer Polizeizelle gestorbenen Afrikaners Oury Jalloh einen Anschlag auf öffentliche Einrichtungen und Polizeistationen gegeben. Bis zu 50 Vermummte bewarfen am Samstagabend das Rathaus und Amtsgericht Neukölln mit Farbbeuteln, teilte die Polizei am Sonntag mit. Außerdem wurden benachbarte Geschäfte sowie das Fahrzeug eines Sicherheitsdienstes durch Steinwürfe beschädigt.
Vor einer Polizeistation in der Rollbergstraße wurden zudem sogenannte spitze Krähenfüße auf der Straße verteilt. In der Sonnenallee wurde bei einer Polizeistation die Toreinfahrt durch ein Kettenschloss verschlossen.
Staatsschutz ermittelt
Die Polizei nahm vier Tatverdächtige fest. Zwei von ihnen wurden dem Staatsschutz übergeben, der die Ermittlungen übernommen hat. In der Umgebung des Neuköllner Rathauses wurden Flugblätter gefunden, auf denen Aufklärung im Fall des gestorbenen Asylbewerbers Oury Jalloh gefordert wird.
Bereits in der Nacht zu Donnerstag hatten bis zu 50 Vermummte mit Farbbeuteln und Pflastersteinen eine Polizeistation im Leipziger Stadtteil Connewitz angegriffen. Im Internet tauchte daraufhin ein Bekennerschreiben einer Gruppe „Oury Jalloh unvergessen!“ auf. Darin wird der Tod Jallohs als Anlass für die Aktion bezeichnet.
Oury Jalloh starb am 7. Januar 2005 an einer Liege gefesselt bei einem Brand in einer Gewahrsamszelle. Nach Darstellung der Polizei soll der Flüchtling die Matratze mit einem Feuerzeug selbst entzündet haben. Der Bundesgerichtshof (BGH) hatte 2014 in letzter Instanz die Verurteilung eines ehemaligen Dienstgruppenleiters der Polizei wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 10.800 Euro bestätigt.
Die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau prüft seit Anfang 2014 in einem gesonderten Verfahren, ob es weitere Ermittlungsansätze zum Grund für den Ausbruch des Feuers und damit für den Tod Jallohs gibt. Anlass ist eine Anzeige der Jalloh-Gedenk-Initiative. Sie beruft sich auf ein neues, von ihr in Auftrag gegebenes Brandgutachten. (epd)