… das Erdferkel? : In zwielichtige Gesellschaft geraten
Es wäre so einfach, die folgende Begebenheit süffisant zu kommentieren. Nur wäre es leider auch ziemlich einfallslos. Denn diese Geschichte geht so: Der Regierende Bürgermeister hat am Donnerstag das Nachttierhaus im Zoo eröffnet. Mit allem Pipapo: Posieren für die Kameras, Rundgang und robust guter Laune. Prompt titelte eine Zeitung „Nachtschwärmer unter sich“. Natürlich, das Abziehbild vom „Partymeister Wowereit“ muss wieder herhalten. Aber es gibt viel passendere Analogien zwischen Wowereit und dem lichtscheuen Gesindel.
Besonders augenfällig sind die uncharmanten Zuschreibungen, die sie über sich ergehen lassen müssen. In beiden Fällen bestehen diese Worte aus sperrigen Substantivverbindungen. Die einen nennt man „Erdferkel“, „Wüstenfuchs“, „Buschbaby“, „Gürteltier“, „Wickelbär“ und „Bergmeerschweinchen“, den anderen „Partymeister“, „Desiree-Nick-Knutscher“ und „Wowibär“.
Besonders gedankenarm ist es, Mensch und Tier unter dem Begriff „Nachtschwärmer“ zu subsumieren. Zwischen ihnen liegen doch Welten: Die Tiere können nichts dafür, dass sie nachts rausmüssen – der Regierungschef will sogar. Zudem ist Wowereit nachweislich auch bei Tageslicht agil.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet – natürlich – ein Kinderbuch: „Helmut das Erdferkel“ von Hilke Raddatz. Erschienen ist das Bilderbuch 1980, also während Helmut Schmidts Kanzlerschaft. Das war bestimmt kein Zufall. Unser weiser Rat lautet daher: Nennt einen der Säuger „Klaus“. Nicht gut? Wie wäre es mit „Klaus der Wüstenfuchs“? Ach, besser nicht. MLO FOTO: AP