… POLIZEIPRÄSIDENT GLIETSCH? : Mit Gangstern pokern
Vier Tage nach dem Überfall auf das Pokerturnier im Grand Hyatt tat die Polizeipressestelle am Dienstag so, als habe man noch keine heiße Spur von den Ganoven, die dabei rund 250.000 Euro erbeuteten. Wie bitte? Hatte Polizeipräsident Dieter Glietsch am Montag im Innenausschuss nicht ganz anders geklungen? Die Chancen, dass die Täter bald hinter Gitter säßen, so Glietsch vollmundig, „stehen nicht schlecht“.
Nun gehört Klappern zum Handwerk, auch bei der Polizei. Aber Glietsch ist kein Aufschneider. Der Mann ist ein Fuchs. Wenn es um den Erfolg der Sache geht, schreckt er auch nicht davor zurück, mit Tricks zu arbeiten. In seiner früheren Tätigkeit als Polizeichef von Nordrhein-Westfalen hat er mal einen Castor-Transport verfrüht auf die Schiene geschickt, und damit die Anti-AKW-Bewegung geleimt.
Auch jetzt im Fall der Hyatt- Gangster spricht manches dafür, dass das alte Pokerface mit gezinkten Karten spielt. Warum sonst lässt Glietsch seine Pressestelle verlauten, eine konkrete Spur zu den Tätern habe sich noch nicht ergeben. Täglich gingen neue Hinweise ein, heißt es vage. Mehr als 50 Zeugen seien vernommen worden. Zahlreiche bei dem Überfall gemachte Fotos und Videos müssten noch ausgewertet werden. Auch mit Hilfe der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY … ungelöst“ am heutigen Mittwoch sollen Zeugen gesucht werden. Das hört sich ganz wie ein polizeilicher Offenbarungseid an.
Oder ist das Ganze nur ein Bluff? Will Glietsch die Räuber in Sicherheit wiegen? Besonders helle wirkten die ja nicht. Sonst hätten sie den Überfall auf das Pokerturnier viel geschickter eingefädelt. Und welche Profis prügeln sich denn bitte mit der Security herum und lassen sich dabei auch noch einen Teil der Beute abnehmen?
Vieles deutet daraufhin, dass die Ermittler längst wissen, welche Kreise hinter dem Überfall stecken. Aber man lässt die Täter noch ein bisschen zappeln. Vielleicht machen sie ja einen Fehler und kommen aus der Deckung. Wetten, dass die Runde an den Polizeipräsidenten geht!? Oder sagen wir es so: „Die Chancen stehen nicht schlecht.“ PLU Foto: ap