… Ernst Reuter? : Aus dem Grab zu uns sprechen
Zumindest einen guten Aspekt hatte die deutsche Teilung. Wäre Berlin schon in den Fünfzigerjahren wiedervereint worden, gäbe es in der Stadt wahrscheinlich nicht drei Universitäten, sondern nur eine. Denn in Archiven fanden Historiker grade einen Brief des damaligen Regierenden Bürgermeisters Ernst Reuter (SPD) vom 11. Juli 1951. Daraus geht hervor, dass er im Fall einer Wiedervereinigung nur eine Uni haben wollte: die FU.
Kulant, wie Reuter war, wäre er bereit gewesen, einige „brauchbare Institute aus dem Osten“ mit in die FU einzugliedern. Ihren Schwerpunkt sollte die dann einzige Berliner Uni in Dahlem haben. Weiter faselte er von einem bestehenden Plan von Anfang des 20. Jahrhunderts, „in Dahlem eine Zentrale der Wissenschaft zu schaffen“.
Wahrscheinlich wäre dieses West-Berlin-zentrierte Uraltdokument nicht weiter von Belang, würde sich der jetzige FU-Präsident Dieter Lenzen nicht so positiv darauf beziehen. Das Dokument zeige die „Entschlossenheit Ernst Reuters, die Modernisierung des Berliner Wissenschaftssystems visionär an die Innovation anzuschließen, die lange vor den beiden deutschen Diktaturen in Dahlem 1910 angelegt war“, findet Lenzen.
Und es kommt noch dicker: Es erfülle ihn mit „einer Art historischer Genugtuung, die Freie Universität in der Kontinuität des Denkens jenes Mannes zu sehen“. Lenzen versteht das Dokument als „Vermächtnis“, dem sich die FU „künftig verpflichtet weiß“.
Was das für Humboldt und TU heißt? Lenzen will euch an den Kragen. FLEE FOTO: REUTERS