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Archiv-Artikel

… DIETER HALLERVORDEN? Quatsch mit Soße

Also so was. Auf seine ganz alten Tage bekommt unser Bild von Dieter „Palim-Palim“ Hallervorden noch einen braunen Stich. Stand der Mann nicht mal für politisch absolut unverfänglichen Gaga-Humor à la „Ich suche den Mittelteil von Dokotor Schiwago, sie wissen schon: Schneuf, schneuf di schneuf …“? Ist das wirklich Honig, was der Mann da im Kopf hat?

Was war passiert? Der 79-Jährige versucht gerade, seine Karriere als Charakterdarsteller zu beschließen – eine echte Herausforderung, wenn man jahrzehntelang Clownsgesicht und kieksende Stimme kultiviert hat. Als er sich in diesem Zusammenhang am Samstag in Wien den österreichischen Filmpreis „Romy“ für seinen Job als Til-Schweiger-Charge abholte, riss er einen Witz, der aus dem Mund eines Harald Schmidt oder (für die jüngeren Leser) eines Jan Böhmermann als ironische Gemeinheit goutiert worden wäre. Dem guten Didi ließ man ihn nicht durchgehen. Dabei hatte er doch bloß gesagt: „Ich hole die Romy heim ins Reich.“

Ein Nazi-Spruch, ein Nazi-Spruch! Nach ersten Meldungen war das Publikum wahlweise „irritiert“, „provoziert“, „empört“ oder „schockiert“, es klatschte erst wieder so richtig, als André Heller seinen Berliner Kollegen für den Ausrutscher coram publico tadelte: „Lieber Didi Hallervorden, ich fand das nicht in Ordnung, was Sie gesagt haben!“

Künstliche Aufregung, möchte man sagen. Dass man sich um die Konsistenz von Hallervordens Kopfinhalt dennoch ein paar Gedanken machen muss, daran ist er aber selbst schuld. Schließlich versuchte er sich gegenüber der Bild an einer Erklärung und ritt sich so erst richtig in die Scheiße rein.

Man höre und staune: „Eine bewusste Provokation“ sei der Spruch gewesen! Um „an die Geschichte zu erinnern“! Weil, „die Österreicher neigen ja gerne ein bisschen zu Vergesslichkeit“! Die haben den Nazimist begeistert mitgemacht und hatten am Ende trotzdem „keine Reparationszahlungen zu leisten“! Die nämlich „lasteten auf den deutschen Schultern“! Die Zahlungen!

Und weil er sich nun schon um Kopf und Kragen geredet hatte, machte er – Nonstopnonsens – einfach weiter: Er sei nicht rechts. Er habe nur an etwas erinnern wollen. Er habe an das erinnern wollen, was die Väter der heutigen Österreicher mitverschuldet hätten. Er habe „Wehret den Anfängen!“ sagen wollen. Er habe vor rechtem Gedankengut warnen wollen. Der Anlass habe das hergegeben. Alle hätten ihn missverstanden. So etwas passiere Kabarettisten ja oft.

Lieber Dieter Hallervorden: Auf diese Einlassungen gibt es nur eine sinnvolle Antwort. Sie ist identisch mit der Antwort auf die Frage, wofür genau sie populär geworden sind: Das kann nicht Ihr Ernst sein.

CLAUDIUS PRÖSSER